Freitag, 15. Februar 2019

Ein Trotzanfall wie er im Buche steht


Das Thema Schlaf ist bei meinem Kind in etwa genauso heikel wie das Thema Essen.
Wenn sich also beide Themen nur latent kreuzen, ist die Chance auf ein vorprogrammiertes Drama relativ hoch.
Jeder der ein Kleinkind hat, wird die heikle Problematik um die Länge des Mittagsschlafes kennen. Schläft das Kind Mittags zu lange, wird es Abends eine Party feiern und den Schlaf später finden, als die übermüdeten Eltern und schläft es Mittags gar nicht, sollte man eine Kneifzange in der Nähe haben, um einen Umgang mit dem Kind zu finden.
Was macht man also als erfahrene, allwissende Mutter?
Na klar,ganz einfach: Mittagsschlaf kürzen. Eine Stunde! Sollte genügen. Dann ist Schluss mit Schlaf ! Schöne Theorie. Wunderschöne Theorie. Praxis? Hässliche Praxis:
Ich gehe also frohen Mutes nach oben , streiche dem so seelenruhig schlummernden Kind über die Wange:
„Aufwachen..., Mausi, Aufwachen!“ Och , was für ein friedliches Bild. Hmm, bringt nichts. Ich erhöhe die Lautstärke und wiederhole meinen Versuch. Bringt nichts. Ich erhöhe nochmals die Lautstärke und berühre sanft die Schultern des offenbar im komaliegenden Kindes.
Nichts!
ICH RUFE : AUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUFWACHEN !
Geht doch ! Als Antwort erhalte ich ein langanhaltendes Schreien. Nicht seelenruhig, nicht friedlich.
Ich erkläre , dass ich extra Pommes gemacht habe und sie nur noch aufstehen müsse um zum Tisch zu laufen.
„Ich wiiiiiiiiiiiiill keine Pommes! Ich hasse Pommes! Lass mich in Ruhe!“
Puh. Ich warte 5 Minuten und lasse das anhaltende Schreien über mich ergehen, dann versuch ich es erneut:
„Pommes?“
„Neeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeein!“ (Okay. Hätte ich mir denken können)
Ich verlasse das sinkende Schiff und setze mich alleine an den gedeckten Tisch.
Keine drei Minuten später geht das Weinen der Tochter in ein Gebrüll über. Ich laufe hin und mir strömen Worte entgegen mit denen ich nicht gerechnet habe:
„Ich will Pommes essen!Pooooommes!“
„Na klar Maus, dann komm her, dein Teller steht schon da!“
„Neeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeein!“ und das weinen geht weiter, während ich schon ein wenig an mir zweifel, was dieses liebreizende Kind nun eigentlich wirklich möchte.
Weitere drei Minuten später sitzt das Mädchen mit vom Weinen aufgequollenen Augen am Mittagstisch vor ihren kalten Pommes. ( Dass die Pommes derweil kalt geworden sind verschweige ich dezent. Es bestünde die kleine Möglichkeit, dass das ein weiteres Drama nach sich zieht. Fingersitzengefühl ist gefragt.)
Fingerspitzengefühl rede ich mir ein , wie ein Mantra , immer wieder. Jede Aussage muss nun durchdacht und gekonnt sein.... :
„Schatzi.....( ich habe Angst weiter zu sprechen......)
duuu?.......
Möchtest du auch Ketchup und Majo?“
„Neeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeein.“ Ups . Das war wohl falsch. Sie weint.
Drei Minuten später : „ Ich möchte Ketchup!“
Ich gebe dem Kind den Ketchup.... und während ich innerlich triumphiere, weil es offenbar beginnen möchte zu essen, hat das Kind andere Pläne und (Überraschung) schreit . Nicht nur ein bisschen, sondern enorm laut! So laut, dass der Hund denkt, das Kind sei in großer Not. Er beginnt zu bellen. Ich träume vom Meer . Dann von Astronauten und dann vom Mond. Komisch , was mein Gehirn so macht. Oh, plötzlich Ruhe. Das Kind isst. Seltsam, habe ich lange geträumt? Egal. Ich grinse. Geschafft.
Denke ich ….
„Darf ich auch Majo bekommen?“
Dass diese Frage eine Frage ist.......die eine Bombe zum Explodieren bringen kann, die jegliches vorher Geschehene in den Schatten stellt,
eine Frage, dessen Worte ich niemals vergessen werde......
hätte ich nicht gedacht!
Das Folgende passiert im Zeitlupentempo:
Mit grinsendem Gesicht, greife ich zur Majo-Flasche, öffne sie, drücke und befördere so Majonäse auf den Teller , der gerade essenden Tochter!
Die Majonäse fliegt, sie landet gekonnt neben dem Ketchup... doch bei der Landung fliegt ein Spritzer der weißen Flüssigkeit auf die rote Flüssigkeit! Oben drauf. Weiß auf rot!
SCHOCK.
Ich gucke meine Tochter an , sie guckt mich an . Meine Lippen zittern, ihre auch!
In ihren Augen steigt Flüssigkeit hoch. Ziemlich rapide. Ich halte meine Hände an die Ohren und bin auf das gefasst was kommt!
Ich hatte einen folgenschweren Fehler begannen.... die Konsequenzen muss ich nun tragen.
„NEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEN!! Das esse ich nicht. Das berührt sich. Ich will Pommes ohne Ketchup und Majo.“
Sie greift den Teller und schmeißt ihn auf den Boden.
Sie schreit! Gekonnt, einstudiert, nervtötend, gewaltig und vor allem unschön. 20 Minuten.
Sie macht mir unmissverständlich klar, dass sie jetzt ganz sicher gar nichts mehr essen würde und dass alles blöd ist. Ich und sie und die Welt und das Essen und auch der Papa, der gar nicht da ist aber trotzdem doof ist , weil er existiert.
Tja. Was soll ich sagen ?
Ich bin nur ein kleines bisschen sauer geworden, habe nur ein kleines bisschen geschimpft, habe dann die Pommessauerei auf dem Boden entfernt und für mich entschieden:
Eine Stunde Mittagsschlaf ist zu wenig.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen