Freitag, 31. Mai 2019

Gedankengänge einer (fast) Dreijährigen sind unergründlich!


Situation 1:
Wie jede Woche ist mein Vorhaben zum Sport zu gehen ein spannendes Unterfangen.
Die Chance, dass meine Tochter meine Abwesenheit akzeptiert oder gar gutheißen kann, liegt genau bei 50 % . Es ist jedes Mal ein Abwägen mit Fingerspitzengefühl, ob ich sie zuvor darauf vorbereite, dass ich bald das Haus (ALLEINE) verlasse, oder ob ich darauf lieber verzichte und direkt mit der Hau-Ruck-Methode ohne Rücksicht auf Verluste aus dem Haus stürme.
Dieses Mal konnte ich die Situation nicht einschätzen und versuchte einen Mittelweg. Bedeutete: Heimlich fertig machen und Sachen packen und dann in einer netten Rede eine hoffentlich nette Verabschiedung aufs Parkett legen.
Der Plan war gut. Die Umsetzung Mist:
Die Tochter spielte mit bester Laune draußen. Ich ging heimlich rein und suchte in der oberen Etage meine Sachen zusammen. Mit den Klamotten unter dem Arm ging es die Treppe wieder runter und mit weit aufgerissenen Augen starrte mich ein kleines Mädchen entsetzt an! Sie musste auf Toilette und war deshalb ins Haus gegangen , um mich auf frischer Tat zu ertappen. Auch ich riss meine Augen weit auf und war gespannt, was nun passieren würde. Ich sagte es bereits: 50 /50 !
Drama oder Akzeptanz.
Und sie entschied sich füüüüüüüüüüüüüüüüüüür: DRAMA!
Mit empörter Stimme und bissiger Zunge , ähnlich wie bei einem Polizeiverhör, entgegnete sie mir: „Warum holst du dir andere Klamotten von oben?“
Tja, warum. Was antwortet man da?
Mit herabgesenktem Kopf sagte ich leise, ängstlich vor dem was nun kommen würde: „Weil ich gleich zum Sport gehe!“
3, 2, 1, …........Action!
„Wähhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh, ahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh, neeeeeeeeeeeeeeeeeeein, biiiiiiiiiiiiitte nicht!“
Und so weiter und so fort. Es folgten Diskussionen , in den Arm nehmen , Versprechungen, all das. Doch es half nichts. Das Mädchen war am Boden zerstört. Sie weinte und machte mir klar, dass mein Ausflug zum Sport in diesem Moment für sie bedeutete, dass ich sie für immer verlasse. Klingt hart, schien aber ihre verschobene Realität zu sein .
In meinem Arm setzte sie dann noch die höchste Mutter-Kind-Karte, die sie besaß. Eine Karte, die direkt ins Herz traf:
„ Mama, bitte bleib bei mir! Versprich mir, dass du nicht zum Sport gehst. Ich brauche dich!“
Was soll man da sagen , als Mutter?
Ich habe ….. gelogen.
Nicht gut, gar nicht gut, aber in der Situation für mich unumgänglich.
Ich habe ihr gesagt, dass ich den Sport absage. Dann habe ich sie ins Bett gebracht und klammheimlich das Haus verlassen.

Situation 2 ( gleiche Woche, gleiches Kind......)
Anlässlich des Ehrentages der Väter, besuchten wir meinen Vater. Zu Besuch war ebenfalls eine sehr gute Freundin meiner Mutter. Das kleine Mädchen kennt diese Frau gut und mag sie gerne. Allerdings war das letzte Aufeinandertreffen sicherlich ein halbes Jahr her. (Was immerhin ein Sechstel ihrer Lebens ist). Als alle im Inbegriff waren zu gehen, ließ die Tochter verlauten, dass sie nicht Heim gehen möchte. Die besagte Freundin meiner Mutter sagte ( wohl eher spaßeshalber) , ob das Mädchen , wenn es denn nicht Heim gehen wolle, bei ihr übernachten wolle.....
Diese Aussage, brachte zum Erstaunen aller Beteiligten eine solche Begeisterung, ja fast schon Euphorie hervor, dass das Mädchen sich nicht mehr von dieser Idee abbringen ließ.
Ich wiederhole nochmal, gleiches Mädchen wie in Situation 1!!!Sie sitzt diesmal bei mir auf dem Arm und sagt folgende Worte: „Mama, ich möchte so gern bei ihr schlafen. Du musst wirklich nicht traurig sein , dass ich dich alleine lasse. Morgen früh darfst du mich schon wieder abholen! Das schaffst du.“
Wieder spielte sie eine Karte aus, bei der meine Reaktion klar sein musste. Ich bejahte ihr Vorhaben und war begeistert von ihrer mutigen, selbstbewussten Art.

…......
Am Mittwoch muss ich wieder zum Sport und ich weiß jetzt schon , dass die Chance wieder 50/50 steht. Doch da müssen wir alle durch.
Feststeht doch, dass eben nichts feststeht. Es gibt wohl nichts ambivalenteres als ein Kind in diesem Alter. Man weiß einfach nicht, welche Version man wann bekommt und das ist sehr schwierig und fordert viel Fingerspitzengefühl und Geduld. Aber ein Gutes hat das Ganze auf jeden Fall:
Es ist und bleibt spannend :D

Freitag, 24. Mai 2019

Ein Kind ist kein Kind




Es ist 9.30 Uhr und ich sitze draußen , höre Musik und schreibe einen Text in der Sonne. …..
Da stimmt doch was nicht?!

Wo sind die Kinder fragt man sich? Tja wo sind sie denn?!
Soviel sei gesagt: Ein Kind ist nicht da und da dann die magische Formel greift, die besagt dass ein Kind kein Kind ist, ist quasi kein Kind da und ich habe Urlaub.
Ok, in diesem Moment sitzt gerade der Junge auf meinem Schoß, der sich offenbar beim Spielen weh getan hat, aber das kann ich gekonnt ignorieren, denn nach wie vor greift die Formel und schließlich kann man mit einem (keinem) Kind auf dem Schoß weiter tippen.... mit zwei Kindern auf dem Schoß jedoch nicht. Unmöglich. Nicht nur die Tatsache, dass es sehr schwer ist zwei kleine Kinder auf dem Schoß zu balancieren,... die Sicht auf den Laptop wäre maßgeblich getrübt und die Kinder würden es zu 100 % schaffen sich zu streiten.
Als ich noch keine Kinder hatte dachte ich ja sowieso , dass Kinder haben ein absolutes Kinderspiel ist. Da wurde ich ja bereits eines besseren belehrt. Die Idee , dass es keinen Unterschied macht , ob man nun ein Kind oder eben zwei Kinder hat (weil das Leben ist ja eh schon komplett anders
, da ändert ein zweites Kind ja auch nicht mehr viel ) , wurde auch zügig zu Nichte gemacht! Es macht einen Unterschied! Sogar einen großen Unterschied. Schließlich macht ein Kleinkind nur halb so viel Arbeit, was die alltäglichen Arbeiten angeht, wie zwei Kleinkinder.
Und wenn dann ein Kind mal nicht da ist bemerkt man es erst. Es ist wie Urlaub. Plötzlich bekommt man das Gefühl , dass ein Kind so wenig Arbeit macht, dass es ist als hätte man kein Kind. Verrückt.
Die Tochter ist nur eine einzige Nacht weg und auch wenn ich sie in jeder Sekunde vermisse, weil sie sonst jede Sekunde meines Lebens bei mir ist, so bin ich auch erstaunlich froh , über diese Auszeit ohne Kind(er).
Gestern Abend ging sie zu meinen Eltern. Mein Job bestand nur noch darin einem Kind essen zu machen, ein Kind fertig zu machen und dann natürlich die Königsdisziplin: ein Kind ins Bett zu bringen. Das ist nichts!
An jedem anderen Tag bring ich ein Kind ins Bett und ich weiß schon während ich das tue, dass eben genau jene Prozedur (bei dem Mädchen noch in zehnmal komplizierter) mir nun NOCHMAL bevorsteht. Ich bin schon müde nach dem ersten „Ins-Bett-bringen“ und dann folgt das zweite!Puh.
Dann die Nacht: Ich musste ein einziges Mal rüber zu dem kleinen Jungen. Ich wusste, wenn ich diesen nächtlichen Gang zu ihm erledigt habe , kann ich bis zum Morgen schlafen . In jeder anderen Nacht ist es ungewiss, wie oft ich dann noch hoch muss. Also mindestens ein zusätzliches Mal ! Und egal was ist. Man weiß: Man hat nun nur dieses eine Kind! Es Kann nicht noch vorkommen, dass das zweite auch erwacht und man sich nachts noch teilen muss und von einem Zimmer zum anderen rennt. Alleine diese Gewissheit, dass man eben nur dieses ein Kind hat, was den Schlaf stören kann, macht den Schlaf zur Erholung pur.
Der nächste Morgen geht ähnlich entspannt weiter. Frühstück nur für ein Kind !
Mit ein paar geschickten Manövern(ich nehme bewusst eine langweile Tasse, anstatt meines Lieblingsbechers mit dem blauen Elefanten, der mir jeden Morgen unter Heulen und Schreien vom Jungen gestohlen wird)ist es super unkompliziert. Ein Teller, Ein Getränk. Danach geht´s raus. Der Junge spielt und ich genieße den Urlaub.

Und jedes einzige Mal , wenn der Mann und ich in dieser luxuriösen (ein Kind) kein Kind-Position sind, fragen wir uns, warum wir uns mit nur einem Kind eigentlich so dämlich angestellt haben. Warum haben wir ein Kind schon als stressig empfunden?!
Die Lösung liegt auf der Hand. Weil wir nicht wussten, wie viel stressiger es ist , wenn man eben zwei Kinder hat. So stressig, dass das eine gar nicht auffällt. Im gleichen Zusammenhang drängt sich mir jedes Mal die Frage auf, wie es es wohl ist ,wenn man 5 Kinder hat und eines nicht daheim ist. Man weiß es nicht und ich werde es auch nie erfahren. Nie. Himmel Hilf. Gott sei dank. Nie.
Ah und in diesem Zusammenhang: Hut ab , an alle 5-fach Mamis! Ich bewundere euch .
(In Wirklichkeit bewundere ich schon 3-fach und 4-fach Mamis! Also ich bewundere alles was mehr Kinder hat als ich und das Leben gewuppt kriegt. :-))




Freitag, 10. Mai 2019

Einkaufen mit (Klein-)Kindern


Einkaufen gehen mit Kindern ist eine Sache für sich.....
Diese Sache ist nicht immer schlecht, im Gegenteil, sie kann ganz viel Spaß machen, aber an einem gewissen Punkt in der Entwicklung des Kindes, ist es das Horrorszenario schlecht hin.
Man könnte sagen, dass der kleine Junge genau nun an diesem gewissen Punkt angekommen ist.

Wenn Babys auf die Welt kommen ist Einkaufen toll! Sie liegen in ihrem Maxi Cosi und schlafen oder schauen auf Grund der liegenden Position hoch oben auf dem Einkaufswagen an die Decke und lassen sich von den Lichtern beduseln. Genug Zeit für die Mutter (und den Vater und die restliche Familie) zu schlendern. Meist sind die Babys so zufrieden (gesetzt des Falls, dass jegliche Grundbedürfnisse wie Hunger, Durst, Windel usw. vor dem Einkauf gestillt wurden).
Diese Zeit sollte man als Mutter wirklich zu schätzen wissen. Das Baby weiß ja nicht, durch was für ein Paradies es geschoben wird. Wie auch ? Es sieht nichts , gleitet schwebend über die Köstlichkeiten, die die Mutter einpackt oder eben nicht. Und selbst wenn das Baby es sieht , ist es noch nicht in der Lage es zu begreifen. Die meisten Babys wissen ja nicht mal was ihnen entgeht. Nämlich , dass ein Schokoriegel sehr viel geiler ist , als die Muttermilch .
Wie dem auch sei.
Wenige Monate später beginnt das Kind zu sitzen und ist so mit Stolz erfüllt, dass es im Stande ist in einem Einkaufswagen zu sitzen, dass es das Paradies um sich herum nicht wahrnimmt. Es hat Augen für die Mama, die es schiebt. Für mehr nicht. Sitzen und Mama. Zwei tolle Sachen.
Auch das ist eine Zeit, die jede Mutter zu schätzen wissen sollte, denn von einem auf den anderen Tag wendet sich das Blatt!

Nämlich genau zu dem Zeitpunkt, wenn das Kind zum ersten Mal begreift, was da vor sich geht:

Man ist gefangen in einem metallenen Käfig und wird geschoben durch Gänge mit Sachen, die alle toll sind. Bunt, lecker, kann man aufmachen, draufhauen, wegwerfen, anschauen …. was auch immer. Einfach richtig coole Sachen. Massen ! Ganze Gänge mit Regalen voll mit Sachen ,die allesamt besser sind als das was zu Hause so los ist. So und dann kommt hinzu... dass das Kind mittlerweile so klug ist zu begreifen, was sich hinter einigen Verpackungen verbirgt. …. Ein Schokoriegel beispielsweise wird auf 20 Metern an der Verpackung erkannt.
Und nun kommt für das Kind der schreckliche Umstand hinzu, dass es nun mal gefangen ist und die fiese, wirklich fiese Mutter entscheidet, was in dem Einkaufswagen landet. Noch schlimmer: landet etwas Tolles drin, entscheidet die Mutter, wann dies geöffnet werden darf.
( Der Sinn einer Kasse , sowie der Bezahlvorgang an sich überschreiten jedoch leider die kognitiven Grenzen des Kindes)

Was soll ich sagen :
In diese Phase kommt tatsächlich jedes Kind. Der Charakter des Kindes bestimmt jedoch wie ausgeprägt die Frustration über diese Situation ist. Des weiteren entscheiden die Gene wie ausgeprägt das Stimm-Organ des jeweiligen Kindes ist.

In dieser Hinsicht habe ich bei meinem kleinen Jungen wohl Pech gehabt:
Frustration 100%!
Stimmgewalt 100% !

Es trug sich heute so zu :
Ich setzte den Jungen in den Einkaufswagen und das Mädchen neben den Einkaufswagen .
Ich zu dem Mädchen:
„Wir müssen heute rennen! Wir dürfen nicht zu lange stehen bleiben. Dann schreit Eik!“
Das Mädchen stimmte ein, wir rannten los:
Brot, Butter,
Gang mit Süßigkeiten gekonnt umfahren, check! Lief gut.
Milch, Käse, check!
Wir rannten was das Zeug hielt.
Dann : Die Truhen mit dem Eis. Game Over. Der Junge wirft einen Blick in die Truhe und sagt erst leise: „Auf!“ , dann lauter: „Auf.“ Dann beginnt er zu schreien . Ich schmunzle. Ich weiß wie es weitergeht und was soll ich sagen :
Irgendwie lässt es mich kalt. Vielleicht weil es das zweite Kind ist?
Er schreit : „Maaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaama, auf, auf auf!“ Er weint.
Die Tochter fragt, ob sie das Eis kaufen können. Ich stimme ein. Warum nicht? Hopfen und Malz sind eh verloren. Naja . Nur noch ein Gang bis zur Kasse. Ich gebe den Eiskarton in die Hände des Jungen . In der Hoffnung, dass ihn das glücklich stimmt.... zumindest bis zur Kasse.
Tut es nicht. Er schreit, heult, würgt, will sich übergeben, weil er so wütend ist.
Ja, er möchte ein Eis! Jetzt! Jeeeeeeeeeeeeetzt . Das weiß nun der ganze Laden.
Ich bleibe ruhig. Er nicht.
Leute gehen an mir vorbei und grinsen , oder halten sich wahlweise die Ohren zu. Ich versteh nichts mehr. Mein Ohr dröhnt. Die Tochter macht mich darauf aufmerksam, dass wir besser wieder rennen, damit wir schnell wieder beim Auto sind. Okay. Wir rennen zur Kasse.
Und wenn man denkt , er hat alle Oktaven durch geschrien, so setzt er noch einen drauf , in jenem Moment, in dem ich das Eis, was er schreiend in der Hand hält, auf das Kassenband legen muss.
Er würgt. Dicke Tränen kullern über sein Gesicht. Tja kognitive Herausforderung. Woher soll er denn wissen, dass er das Paket gleich wieder bekommt. Ich würde auch zunächst denken , dass die Frau an der Kasse das Eis klauen will!?
Als wir dran sind, spitzt sich alles nochmal zu.
Er ist knallrot, würgt weiterhin und schreit in einer Lautstärke, dass sich die drei Leute hinter mir an der Kasse die Ohren zu halten.
Ich grinse alle an, auch ihn.
Noch bei der Tochter bin ich tausend Tode gestorben, weil ich diese Situationen so unangenehm fand, aber nun ? Nichts.
Ich packe meine Sachen seelenruhig ein und versuche ihn vergebens zu beruhigen. Und dann passiert es:
Die Tochter schmeißt sich vor dem Einkaufswagen auf den Boden und macht den Jungen in affigem Ton nach: „ wähhhhhhh, wähhhhhhhh!“Dabei zappelt sie wild mit Armen und Beinen auf dem Boden herum. Ich muss laut los lachen.
Und auf meine Frage , ob sie ihren Bruder nun auch noch nachmachen muss, sagt sie:
„ Ja! Er nervt mit seinem Gejammer!“
Er ist zwar unbeeindruckt, aber der ganze Laden muss lachen. Irgendwie eine ganz lustige Erfahrung, wenn man es mit schwarzem Humor sieht.
Wir verlassen den Laden , ich gebe dem Jungen im Auto ein Eis. Ruhe.
Ich bin kein bisschen gestresst, denn ich weiß.... es ist nur ein Phase und irgendwann ist das Einkaufen auch mit ihm wieder ganz ganz toll. Das sehe ich ja an seiner Schwester.