Das Singen spielt in unserem Haushalt, mehr oder weniger
gewollt, eine sehr sehr große Rolle. Was soll schon dabei rumkommen, wenn zwei
Erzieher (davon eine, in diesem Falle ich, als alte Kindergartentante) mit zwei
Kleinkindern unter einem Dach leben?
Richtig hier wird gesungen, von allen, den ganzen Tag. Naja
gut, … insbesondere von mir. Und was sing ich wohl so den ganzen Tag, wenn ich morgens
schon mit so kleinen, niedlichen Menschen arbeite und weitere kleine niedliche
Menschen (meine), dann noch nachmittags um mich habe?
Richtig: Kinderlieder. Den ganzen lieben langen Tag. Ich
singe Kinderlieder beim Duschen, beim Autofahren (zu meinem Erschrecken auch
wenn ich alleine fahre), beim Anschaukeln (also insbesondere beim Anschaukeln,
weil das ohne Singen einfach echt langweilig ist), beim Abwaschen, beim
Wickeln, beim Malen und … ach immer.
Man könnte behaupten, dass es total großartig für Kinder
ist, wenn eine erwachsene Person immer Kinderlieder singt. …Ist es auch. Aber
für eine andere erwachsene Person, die wie schon gesagt, erwachsen ist … und
eben kein Kind…, ist es womöglich nicht ganz so toll. Folgendes Zitat mag diese
Vermutung bestätigen: „Wenn du jetzt noch ein einziges Mal Rommel Bommel
singst, dann dreh ich durch und hau ab!“ Es war ein schöner Sommertag und was
soll ich sagen? Alles in mir schrie: LOOOOOOOOOOOS, sing es nochmal. Noch ein
einziges Mal. Nur um zu gucken was passiert. Gott sei Dank entschied ich mich
dagegen.
Diese Angewohnheit des Singens in der Kombination mit dem beruflichen
Lieder-Repertoire macht es, dass die Kinder hier zu Hause so ziemlich alle
Lieder kennen und können, die man so im Kindergarten singt…. Alle bis auf einige
wenige. Nämlich jene Lieder, die ich hasse. Ja, sowas gibt es. Es sind Lieder,
die nicht enden wollen. 50 Millionen Strophen. Da schläft man während des
Singens ein. Da ist mein absoluter Hass-Favorit: „Dornröschen war ein schönes
Kind“. Dicht gefolgt von „Pitsch, patsch Pinguin.“
Ich bin mir sicher, dass Erzieherinnen diese Lieder im
Alltag einfach abkürzen. In Dornröschens Fall singen sie bestimmt, erst dass sie
ein schönes Kind war und Schwups: Da feierten sie ein Hochzeitsfest. Der ganze
Hokus Pokus in der Mitte wird bestimmt einfach weggelassen, denn wenn man da
alle Strophen durchziehen will …. Ist der Vormittag vorüber.
Nun gut. Beide Lieder habe ich bewusst nie nie niemals
gesungen, damit meine Kinder auch ja nie nie niemals von mir verlangen, dass
ich diese Lieder für sie singe.
Aber wie sollte es anders sein?! Sie gehen in den Kindergarten
und Schwups: eines Mittags erzählt die Tochter mir freudestrahlend, dass sie
Dornröschen war und dann kam eine Fee und noch eine Fee und die Hecke und der Königssohn
und wer nicht noch alles und am Ende feiern alle ein Hochzeitsfest. Und dann verlangte
sie von mir, dass ich dieses Lied für sie /mit ihr singe. Das tat ich. Am Ende
tanzten wir auf Grund des pompösen Hochzeitsfestes im Esszimmer herum.
Das ging dann 7 Mal so und dann war ihr Dornröschen-Hype
vorerst gesättigt. Den kleinen Jungen hatte sie übrigens gekonnt angesteckt und
immer, wenn das Lied beendet war und wir im Kreis da standen rief er: „Nochmal
Röschen“. Jo. So war es.
Zu diesem Umstand kommt sehr erschwerend hinzu, dass ich zu
Weihnachten eine Alexa geschenkt bekommen habe. Eine kleine, nur für mich, für
die Küche. Irgendwie dachte ich es sei ganz nett mal Musik für Erwachsene zu
hören. Die Kinder bekamen übrigens eine Toniebox.
Eigentlich leicht zu verstehen: Alexa: meine Musik. Toniebox:
Ihre Musik. Vor Weihnachten hatten wir sogar überlegt, ob man den Kindern auch
direkt eine Alexa schenkt. Schließlich hatte das Mädchen schon bei der Oma so
viel Spaß daran, ihre Musikwünsche in den Kasten zu sprechen. Wir entschieden
uns jedoch aus verschiedenen Gründen dagegen. Tja. Hätten wir auch lassen
können…. Also das „dagegen entscheiden“.
Nun haben wir nämlich folgenden Ist-Zustand in unserem
Hause:
Im Wohnzimmer dudeln den ganzen Tag auf zwei unterschiedlichen
Tonieboxen Kinderlieder gegeneinander an. Ich frag mich bis Heute, warum sie
partout keinen Kanon schaffen. Na und, in der Küche spielt sich täglich folgendes
Szenario ab:
Ich gehe hinein, sage so leise wie ich kann: „Alexa spiel …“
und Alexa spielt … ! Für 10 Sekunden. Dann steht da ein Kind. Welches spielt
keine Rolle. Das Ziel ist das gleiche: Alexa dazu zwingen Kinderlieder zu
spielen. Bei der Tochter funktioniert das ganz präzise. Bei dem Sohn ist das so
zuckersüß, wie er sich gekonnt nach vorne beugt über den Lautsprecher, um dann
völlig ungekonnt zu sagen: „Hexa, piel,…..“ Alexa versteht natürlich kein Wort
und er wird lauter: „Hexaaaaa, piel….“ tja und weil Alexa immer noch nicht
reagiert, wird er entweder wütend oder er macht mir deutlich, dass Alexa kaputt
sein muss. Ich helfe dann meist und befehle Alexa dann bitte jenes Lied zu spielen,
was der kleine Mann sich aussucht. Und ich muss sagen, … seine Auswahl ist
stets sehr abwechslungsreich. Er wünscht sich immer wieder andere Lieder und da
habe ich tatsächlich gar nichts gegen. Ist jedoch die kleine Dame am Drücker,
sieht es für mich duster aus. Sie hört Lieder nämlich nur in Dauerschleife. Und
mit Dauerschleife meine ich…. Sie hört ein Lied so oft nacheinander, dass eine
Stunde vergeht. Ich tippe auf knappe 50 Mal. Das ist hart fürs Gemüt. INSBESONDERE
WENN ES SICH (wie neulich Nachmittags) UM DORNRÖSCHEN HANDELT. Und auch wenn das Mädchen schließlich bei
jedem einzelnen der 50 Hochzeitsfeste bei mir ankommt und hochmotiviert den
Hochzeitstanz verlangt. Das ist hart. Und ich dachte schon es sei schlimm 50
Mal nacheinander als Pinguin vor dem Eisbären wegzurennen. Nein… Tanzen ist
schlimmer. Den Jungen hatte es in diesem Dornröschen-Szenario übrigens noch
schlechter getroffen, er musste schließlich nicht nur 50 Mal tanzen…. Nein …. Er
musste vorher 50 Mal die Hecke mit einem imaginären Schwert (da bestand das
Mädchen drauf) klitzeklein schlagen. Am Anfang hatte sie noch nach jedem Mal, wenn
das Lied beendet war gesagt: „Alexa, spiel Dornröschen war ein schönes Kind!“
Irgendwann hatte sie jedoch herausgefunden, dass man einfach nur sagen muss: „Alexa,
nochmal!“ Tja und das sagt man nur zweimal und was macht Alexa dann?! Richtig, sie
denkt: "Da sind eh Verrückte am Werk"… und somit spielt sie das Lied einfach
immer und immer und immer wieder, ohne erneute Aufforderung, bis sich endlich
irgendwer erbarmt und schreit: ALEXA STOPP!