Dienstag, 22. Dezember 2020

Advent, Advent!

 Ja ja, es ist eine ganz besondere Zeit.... magisch. Magisch für Alle. Also nicht nur für die Kinder. Auch für die Eltern , denn schließlich bildet der Dezember eine Verkettung von Umständen , die dazu führen , dass die Eltern mit so wenig Schlaf auskommen, dass sie die Tage in einer Art Trance verleben . Und eine Art Trance ist ja auch irgendwie magisch , oder?

Fangen wir von vorne an: WER hat Adventskalender erfunden ?

Adventskalender sind der Beginn einer negativen Verkettung. Klar klar, leuchtende Kinderaugen machen so einiges wieder wett, aber das Unheil, was Adventskalender anrichten können.... schwebt so im Raum … gemessen mit dem Leuchten der Augen würd ich höchstens auf ein Unentschieden gehen. Ein Adventskalender an sich birgt wahnsinnig viele Tücken, die exponentiell zu der Anzahl der vorhandenen Kinder wachsen. Ist ja klar.

Ich kenne das aus meiner Kindheit: DAS was meine Schwester bekam ist immer besser, als das was ich bekam. Besser gesagt: Angenommen ich liebe für mein Leben Lakritze und mag nur so semi gerne Gummibärchen... hätte ich damals Lakritze im Adventskalender vorgefunden und meine Schwester Gummibärchen... na so wären die Gummibärchen urplötzlich das höchste Gut gewesen . Ist doch Logisch oder? Geschwisterlogik.

Angenommen man macht nun also den Anfängerfehler zwei nicht identische Adventskalender zu besorgen bzw. zu bestücken hat man generell schon mal verloren.

Nächste Tücke: Je größer das Paket, desto besser! Egal was der Inhalt ist. Die Größe zählt. IMMER! (Memo an mich für das nächste Jahr: Jeden Tag gibt es für beide Kinder Päckchen , die die gleiche Größe haben . Unabhängig von Wert oder Inhalt) Nun kommen wir zum Hauptproblem: Die Aufregung !Kinder sind so wahnsinnig aufgeregt, wegen dieser Päckchen. Tag für Tag und schlimmer: NACHT für NACHT.(Ob man nächstes Jahr wohl auch ohne Adventskalender auskommt? Zählt das schon zu der Kategorie: Rabenmutter?) Was ist die Folge?

Na klar: Schlechtes Einschlafen. Schlechter Schlaf. Schlechte Tage, schlechte Nächte und das Beste: KURZE NÄCHTE. Kurzes Paradebeispiel . Nehmen wir den Morgen des 17. Dezembers. Dieses Beispiel ist jedoch unabhängig vom tatsächlichen Tag und auf jeden weiteren Tag im Dezember anwendbar:

1 Uhr:

Das Mädchen ruft hysterisch, begeistert, aufgeregt: „Maaaamaaaaa! Ist jetzt Morgen ?“

Ich ….. weniger hysterisch, weniger begeistert und weniger aufgeregt(Ps: im ganzen weiteren Verlauf.... sind die Kinder stets begeistert und ich weniger)

: „ Nein !“

Sie: „Wann denn endlich??“

Ich : „Dauert noch laaaaaange.“ Ich dreh mich um und schlafe weiter.


2 Uhr:

Der Junge: „Aufstehzeit?“

Ich : „Nein.“ Ich drehe mich um und schlafe weiter.


3:20 Uhr:

Der Junge: „ Mami ? Ist schon hell?“

Ich : „Nein“ Ich dreh mich um und schlafe weiter, ...denke ich ! Plötzlich sind alle wach. Große Pinkelpause für alle mit Quatschrunde. Die wirklich wichtigen Fragen des Lebens müssen jetzt geklärt werden . Wie oft noch schlafen bis Weihnachten? Wie kann der Weihnachtsmann so viele Pakete bringen ? Usw usw. Die Kinder diskutieren. Ich versuche mit geschlossenen Augen dem Geschehen zu folgen.

3:45 Uhr :

Das Mädchen : „ Jetzt??“

Ich : „Nein!“ Ich drehe mich um und schlafe weiter.

4:30 Uhr:

Das Mädchen: „Mama , aufwachen! Kann ich mein Paket holen?“

Ich : „Nein“. Ich dreh mich um und schlafe weiter.

5:10 Uhr:

Diesmal steht das kleine Mädchen neben mir am Bett. Sie rüttelt an mir. Ihre Augen leuchten , soweit ich das erkennen kann: „So Mama. Jetzt aber. Ich weiß, dass es jetzt Morgen ist. Darf ich bitte bitte bitte nun mein Paket holen? „

Ich : „Ja.“

Sie: „Welche Nummer?“

Ich : „17“

Sie: „Wie sieht die nochmal aus?“

Ich : „Vorne eine 1 , hinten eine 7.“

Sie rennt los. Sie wechselt die Etage , indem sie lautstark die Treppe runterstapft. (2. Memo an mich : Adventskalender auf gleicher Etage deponieren, auf der auch geschlafen wird) Ich dreh mich um und versuche schnell einzuschlafen .

5:11 Uhr:

Sie brüllt von unten nach oben …. ( schon bei ihrem Rufen , bin ich nur mäßig begeistert, schließlich bedeutet dies, dass ich ebenfalls laut rufen muss, damit sie mich versteht, was wiederum bedeutet, dass der Rest der Familie auch wach wird... Zwickmühle sozusagen )

„Maaaaaaaaaaaama! Welche Nummer ist nochmal vorne?“

Ich ignoriere ihre Frage zugunsten des Schlafes der Anderen .Sie geht die Treppe merklich wieder 3 Stufen hoch und brüllt ihre Frage erneut ins Leere. Und nochmal und nochmal und nochmal.Irgendwann reagiere ich und versuche es mit einer Mischung aus laut und leise. Klappt natürlich prima......nicht. Ich scheitere. Der Junge ist wach. Nun denn . Sie bekam ihre Antwort. Ich drehe mich um und versuche wieder zu schlafen . Der Junge rüttelt an mir:

„Maaama, aufwachen . Ist schon hell.“ Ich antworte, dass es dunkel ist und versuche zu schlafen . Ich döse ein und plötzlich pling: Licht an ! Das Mädchen hält mir ein Paket direkt unter die Nase: „Richtige Nummer?!“ „Jaaaaaa.“ ! Sie: „Ich muss echt mit dir schimpfen . Du bist nicht besonders gut im Zahlen schreiben!“ Ich dreh mich um und Überraschung : versuche zu schlafen . Der Junge lässt dies nicht zu.... Er redet etwas von seinem Paket. Das Mädchen stürmt los und holt ihm von unten sein Paket. Meine Chance auf 2 Minuten Schlaf. Die letzten zwei Minuten des Tages.Zack : Zu Ende. Beide Kinder sitzen mit ihren Paketen irgendwo auf mir . Jeder zerfetzt sein Paket und auf meinem Gesicht türmen sich Geschenkpapierschnipsel . Auch meine Haare werden künstlerisch verziert. An diesem Morgen ist ein kleines Auto in dem Päckchen des Jungen . Die harte Plastikverpackung ist der krönende Abschluss des Müllberges inmitten meines Gesichts.

Dienstag, 17. November 2020

Wäscheverbot

 

Wer meine Tochter kennt oder meine Geschichten verfolgt, weiß eines über sie ganz genau: sie liebt es sich umzuziehen. Vielleicht liebt sie es nicht nur sich umzuziehen... meine Theorie hinter dem Ganzen ist letztlich, dass sie es liebt, wenn ich Wäsche wasche. Vielleicht liebt sie es nicht, dass ich Wäsche wasche, sondern vielleicht liebt sie es, wenn ich beschäftigt bin . Arbeitsbeschaffungsmaßnahme?! Wer weiß , wer weiß. Jedenfalls zieht sie sich grob geschätzte 4 Mal am Tag um. Von warm auf kalt, von kurz auf lang, von Rock auf Hose, dann auf Kleid und dann wieder auf Hose, ach Strumpfhosen nicht zu vergessen. Von „Tanzkleidung“, zu „Ballerina-Kleidung“ (Ja, die tragen ganz unterschiedliche Klamotten, hab ich mir neulich fachmännisch erklären lassen), zu Sport-Kleidung, zu „Gemütlich-Kleidung“ ach ja und mein Favorit: „Aufräumkleidung“, also Kleidung die man nur trägt, wenn man aufräumt , um sich danach wieder in „normale Kleidung“ zu werfen. Das Thema ist ganz kompliziert . Für jedes Outfit hat das Kind übrigens auch passende Schuhe auserkoren.

Und wenn es gerade augenscheinlich keinen Grund für einen Kleidungswechsel gibt, erfindet sie den perfektesten Grund: Dreck . Oder noch einfacher: Wasser. Ein Wasserfleck in der Größe eines Fingernagels (ihres Fingernagels.... ), wer wüsste es nicht, kann eine 4-jährige zur Verzweiflung bringen. Es bringt sie um den Verstand und es ist jawohl der triftigste Grund die Kleidung zu wechseln. Und zwar SOFORT! SOOOOOFORT! Hilfe, Wasser auf der Kleidung. Der Untergang naht. Wenn sie Kleidung wechselt, schmeißt sie die „alte“ Kleidung (sie ist ja schließlich getragen....) sofort in die Waschmaschine. Da das Mädchen in Sachen Kleidung schon mit einem Jahr selbst entscheiden WOLLTE (und der Wille war groß), ist das noch heute so und die Vorstellungen ihrer Kleidungskombinationen sind ausgeprägt. Wen wundert es, dass am Ende eines jeden Tages ein Nervenzusammenbruch ins Haus steht, weil ihr Kleiderschrank leer ist, oder aber nicht mehr das beinhaltet, was sie gerade für notwendig hält. Ich hingegen verbringe zumeist Teile des Abends damit, ihre „dreckige“ Kleidung wieder aus der Waschmaschine zu nehmen, um diese dann UNGEWASCHEN wieder in ihren Kleiderschrank zu schmuggeln.


Soweit, so nicht gut.


Eines Tages trug es sich wie folgt zu :

Es war irgendwann im Spätsommer und auf Grund mangelnder Geduld und leichter Überforderung durch Wäscheberge ,meinerseits , rufe ich wiedermal ein Wäscheverbot aus. Ein Wäscheverbot ist meine grandiose Erfindung. Der Name besagt was es bedeutet... An dem Tag akzeptiere ich keine Wäsche. Großartige Sache.... eigentlich . Nicht jedoch, wenn das oben im Detail beschriebene Mädchen.... beim Mittagessen KETCHUP auf das wunderschöne Kleidchen kleckert...Ein Fleck, kaum sichtbar und doch in ihren Augen.... ein riiiiiiiiiiiiiiiiiiiesiger Schandfleck. Tja. Das ist ein schlimmer Moment. Sie weiß was es bedeutet, ich weiß es auch … wir gucken uns an. Ich schaue verlegen auf den Boden.... sie stellt die Frage aller Fragen, dessen Antwort ihr bereits klar ist: „Darf ich mich nun umziehen?“ Ich antworte: „Nein, leider nicht. Heute ist Wäscheverbot.“ Sie trägt es mit Fassung.... was in in dieser Situation bedeutet: Sie fragt alle 5 Minuten erneut die gleiche Frage und bekommt alle 5 Minuten die gleiche Antwort. Hmm Geduld, Geduld, Geduld. Nunja. Ahhhhhh.

Ich gehe raus, fliehe vor der Frage, fliehe vor dem Mädchen und entscheide mich den Pool abzubauen :


Ich genieße die Ruhe. 10 Minuten. Und plötzlich kommt sie angestapft. Zielstrebig , selbstsicher. Ich bekomme Angst vor meiner eigenen Tochter. Sie ist noch ca. 10 Meter entfernt und ich rufe präventiv ein „ NEEEEEEEEEEEEEEEIHEIN“ ins Leere. Sie kommt an und grinst: „Ich will doch gar nicht fragen, ist ja Wäscheverbot.“ Wow. Diese Einsicht. Ich bin begeistert. Stattdessen die widererwartende Frage: „Kann ich dir helfen?“ Ich bin noch mehr begeistert und stimme frohen Mutes zu . Und in diesem Moment hätte mir klar sein sollen, dass da was nicht stimmt. Es war mir aber nicht klar und so nimmt es weiter seinen Lauf, in dem zwei engagierte Personen barfuß in dem bereits zu 95 % entleerten Pool stehen und mit Besen im ca. 10 cm hohen Wasser den Boden reinigen.

Ich bin mir sicher, den meisten Lesern ist klar, was jetzt passiert?

Das engagiert wirkende Mädchen schrubbt nämlich nur wenige Sekunden und auch in Wirklichkeit nur wenig engagiert. Sie guckt mich noch an und schwupp, besser hätte ich es nicht performen können, holt sie aus, um dann ein Ausrutschen vorzutäuschen. In ihrer Fantasie sollte es so aussehen, als würde sie ausrutschen , sodass ihre Füße voran in die Luft fliegen und sie mit dem Po zuerst in dem Wasser landet. In der Realität jedoch hat sie zunächst kurz mit den Füßen gezappelt, um sich dann langsam ins Wasser sinken zu lassen.

Ich beginne zu lachen . Wir lachen zusammen . Und dann kommt der Satz, der mich sprachlos werden lässt: „Mama, das ist aber schade, jetzt bin ich ja ganz nass und ich werde mich erkälten. Und dabei ist ja Wäscheverbot.“ In der Tat... die Wassermassen, sind nun definitiv schlimmer als der kleine Ketchup-Fleck. Da kommt die zusätzlich verräterische Frage (die ich wirklich lange nicht mehr gehört hatte) hinterher:

„Mama, darf ich mich nun umziehen?“

Ahhhh, was kann ich tun ?! Ich muss als Gewinner aus dieser absurden Situation kommen . Der SOS-Plan auf die Schnelle erscheint mir ausgebufft : „Klar darfst du dich umziehen. Du wirst ja sonst krank. Aber da ja leider Wäscheverbot ist.... hab ich eine Idee! Du suchst dir jetzt gaaanz schicke Klamotten heraus und diese Klamotten ziehst du dann aber auch Morgen in den Kindergarten an. Also vielleicht schaffst du es ja, dass sie sauber bleiben!“

„Haaaaa. Der hat gesessen“ Denke ich mir so .

Ihre Antwort: „Kein Problem. Was soll denn Morgen für ein Wetter werden ?!“Die Sinnhaftigkeit dieser Frage soll noch verheerende Auswirkungen haben , wie sich raus stellt. "Morgen wird es heiß“ , sage ich belanglos dahin und arbeite weiter.Wenige Minuten später kommt die kleine Dame wieder angelaufen . Da ist er wieder …. dieser Gang: Selbstsicher, siegessicher, fordernd.... fast schon beängstigend. Sie steht vor mir! Sie will dieses Spiel gewinnen. Sie trägt den dicksten Winterpullover, den ihr Kleiderschrank hergibt, für eine Wetterprognose von 27 Grad … definitiv falsch gekleidet. Dann die provozierenden Worte: „ Seh ich nicht wirklich schick aus , Mama?“ Ich bejahe das ganze schmunzelnd. Ich weiß, dass sie gewonnen hat. Sie weiß es auch. Und da ist er der Schach-Matt-Satz:

„ Aber Mama.... So kann ich doch Morgen nicht in den Kindergarten gehen, das wird ja viel zu heiß werden, mit so einem dicken Winterpullover.“

Mittwoch, 7. Oktober 2020

Pferd des Grauens

 Der Beginn dieser Geschichte liegt schon ein bisschen zurück. Der Junge war noch ein kleines Baby und das Mädchen ja irgendwie auch . Und ich weiß es noch als sei es gestern gewesen, es war ein heißer Tag, wir machten eine Radtour mit Freunden und aus irgendeinem Umstand, bekamen meine Kinder am Ende von anderen (sehr viel älteren )Kindern ein Pferd geschenkt. Nicht irgendein Pferd und nein , auch kein echtes Pferd. Es handelte sich um ein Pferd , auf dem Babyborn reiten kann. Meine Kinder hatten keine Babyborn, haben sie immer noch nicht, werden sie vielleicht nie haben.... aber , sie haben das passende Pferd. Das ist doch schon mal ein Anfang. Kommt Belastung auf den Rücken des Pferdes, beginnt es zu laufen und zu wiehern.

Prinzipiell sei schon mal gesagt, dass mir Spielzeuge, die derartige Dinge tun, suspekt sind. Ich habe dann das Gefühl die Spielzeuge haben ein Eigenleben und schon sind sie ziemlich beängstigend.Und wie der aufmerksame Leser vielleicht schon erahnen kann : Ich mag dieses Pferd nicht. Ich mochte es noch nie. ( Falls die Familie, von der dieses Pferd geschenkt wurde das nun liest: Ich mag dieses Pferd nicht! Aaaaber: Meine Kinder mögen es und es ist wahrscheinlich eines der besten Geschenke dieses Planeten für sie).

Meine Kinder lieben es. Lieben es seit dem ersten Tag. Es sei dazu gesagt, dass so ein Pferd für Puppen, was sich dazu noch bewegen kann , natürlich nicht klein und auch nicht kuschelig ist. Das war der kleinen Tochter schon damals egal. Sie nahm dieses sperrige, angsteinflößende Teil mit ins Bett. Nacht für Nacht . Und tagsüber wurde es gepflegt, gekuschelt, zugedeckt, gefüttert usw. Eben all das was Kinder mit Spielzeug tun, was sie gern haben . Sicherlich sollte es auch mal mit in die Badewanne. Das wäre ja im Prinzip meine Chance gewesen..... Ich hätte es einfach erlauben sollen, dann wäre zumindest der Spaß mit dem gruseligen, elektronischen Eigenleben zu Ende gewesen. Aber so fies wollte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht sein.

Die Zeit verging. Der Junge wurde größer und siehe da! Auch er hatte dieses Pferd.....oder: Lilli, Amadeus, Sabrina, Skye, Amber, Lina, Schnuffi, etc. (es bekam im Laufe der Zeit wirklich viele Namen) als sein liebstes Spielzeug auserkoren. Als er so gerade dabei war laufen zu lernen , benutzte er es als Lauflernhilfe. Und so seh ich ihn hier noch an mir vorbeireiten. Ein Szenario für sich, wenn man bedenkt, dass dieses Pferd für Puppen gemacht ist, nicht für Kinder, die sich mit ihrem vollen Körpergewicht auf den Rücken setzen , um dann laufen zu üben. Nun denn . Das Pferd?: Wiehernd …. ohne Pause wiehernd. Fast schon dramatisch , klagend. Die Beine des Pferdes dem Zusammenbruch Nahe. Ich behaupte, dass eben dieses sich ständig wiederholende Szenario dem Pferd einen Knacks weg gegeben hat. Da könnte verschiedenes passiert sein . Ich behaupte jedoch einfach mal , dass die körperliche Belastung sich auf die Psyche niedergeschlagen hat.

So jedoch vergingen Tage und Wochen und mit jedem Wiehern wurde mir dieses Tierchen unangenehmer. Meine Idee hierzu war,... es aus dem Wohnzimmer zu verbannen. Gesagt getan... ich schleppte es nach oben ins Spielzimmer und hatte für wenige Stunden meine Ruhe. Das ganze blieb nämlich nicht lange unbemerkt und eines der Kinder schlurte das Teil wieder nach unten . Mist. In einer ruhigen Minute schauten wir uns an . Die Blicke trafen sich und ich bin mir sicher...., das Pferd fing an zu lachen. Es lachte mich aus. Hass entwickelte sich. Ich begann mit ihm zu sprechen. Es antwortete.... glaub ich . Den Versuch es nach oben zu verbannen , probierte ich noch zwei-, drei Mal und schließlich klappte es. Es blieb oben . Und dort? Trieb es sein Unwesen . Während der Junge weiterhin beim Spielen oben , das Pferd „ausritt“ , pflegte das Mädchen das ermüdete Pferd, meist bis es zugedeckt einschlief. Und ja, das Gefühl, dass dieses Tierchen ganz offensichtlich mit Eigenleben, nachts nur eine Tür weiter lag, machte mir Angst. Und eines Nachts: Es war um 3!... , schreckte ich hoch. Ich wurde geweckt . Von einem Wiehern. Nein nicht von einem Wiehern … sondern von einem Wieher-Konzert. Ich stampfte ins Spielzimmer, machte das Licht an und sah dieses Pferd, was wieherte und zugleich seine harten Plastikbeinchen auf der Stelle über den Laminatboden schob. Da dieser offenbar zu glatt war, kam es nicht voran. Hätte das Pferdchen nicht so unendlich dämlich ausgesehen , wäre ich vollends vor Panik zusammengebrochen. Das ist doch nun wirklich der Beweis dafür, dass solche Art von Spielzeugen angsteinflößend sind. Ich bin in jener Nacht hingelaufen zu dem Pferd und habe dagegen getreten. Dann war Ruhe. Vorerst.

Am nächsten Morgen entschied ich mich , das Tierchen, was mich offenbar absichtlich terrorisierte heimlich zu entsorgen. Als die zwei Kinder also fernsahen , stampfte ich klammheimlich von oben nach unten , mit dem süßen Tierchen in der Hand. Ich ging in die Garage und warf es im hohen Bogen auf unseren Sperrmüllhaufen. Zack , erledigt. Ich fühlte mich frei … und erleichtert. Doch dieses Gefühl hielt..... 3 Stunden . Durch einen absolut doofen Zufall entdeckte das Mädchen das Pferd in der Garage:

„Ach Amber! Was machst du denn hier? Du arme Maus, komm mal schnell mit rein ins Warme!“

Jaaaa, genau... du arme Maus. Geh mal schnell mit rein ins Warme!Grr.

Diesen Versuch wiederholte ich DREI ganze Male. DREI ganze Male wurde dieses bescheuerte Pferd wiedergefunden und das, obwohl ich es von Mal zu Mal besser versteckte. Es ist doch ein Rätsel! Wie ist so etwas möglich ? Hat es gewiehert, dass die Kinder es immer wieder gefunden haben . Ich weiß es nicht und Verzweiflung steht mir bis heute ins Gesicht geschrieben. Denn noch während ich diese Geschichte niederschreibe steht es hinter mir! Unten! In meinem Lebensraum ! Und was tut es? Es schaut mir zu und ab und an wiehert es unkontrolliert.

Ich werde es niemals loswerden. So … mein aktuelles Gefühl.

Dienstag, 11. August 2020

Wir lernen Fahrradfahren...

 

Die Thematik dieses Textes ist so vielschichtig, deshalb eine einfache Gliederung

1.) Der Titel 

2.) Stützräder kommen aus der hippen, Mutti-Hölle

3.)  Eine Fahne! (Ich nehme die brennendste Frage vorweg….wer hat so einen Blödsinn erfunden!?)

4.) Der Prozess des Erlernens 

Gut beginnen wir bei 1) : Seit Wochen geistert mir der Titel: „Wir lernen Fahrradfahren“ im Kopf herum, was an sich so traurig ist, dass ich mich schäme es niederzuschreiben. Denn: WIR?! lernen Fahrradfahren, ist tragisch. Ich lerne nicht Fahrradfahren . Ich kann das! Bin erwachsen. Hab es ganz toll gelernt, vor mehr als 25 Jahren. Wer lernt also Fahrradfahren? MEINE KINDER! Nur die. Nicht ich. Es ist eine typische Mutter- Beschreibung, die mich seit Jahren wahnsinnig macht: „Wir kriegen grad Zähne!“ …. „Och wir sind heute nicht gut drauf, stecken in einem Schub.“  „Wir lernen hier gerade das Krabbeln.“ … Das ist wirklich ganz ganz toll Mutter X von Kind X, dass du nun das Krabbeln lernst. Finde auch ganz großartig, dass Mutter Y von Kind Y soeben den ersten Zahn bekommen hat. Also als Appell an alle Mütter und somit nun offenbar auch an mich: Lassen wir diese Formulierung. Unsere Kinder sind eigenständige Wesen, welche nicht mit uns verschmolzen sind.  Schwer vorstellbar. Ist aber so. Also Korrektur meines eigenen Titels:

„Die Kinder lernen gerade Fahrradfahren und ich lerne, wie man das als Mutter überlebt.“

Punkt 2): Früher lernte man Fahrradfahren, indem die Eltern einem Stützräder an das Rad montierten. Heute lernst du als Mutter, dessen Kinder montierte Stützräder benutzen nur eines: DU MACHST ALLES FALSCH! Und: Die Stützräder werden vermutlich dazu führen, dass dein Kind NIEMALS Fahrradfahren lernt. Das ist tragisch. Zudem lernst du als Mutter noch, dass du gescheitert bist. Der Weg ist schließlich gaaannz einfach: Das Kind muss das Laufrad-Fahren beherrschen und dann, kann man das Laufrad durch ein Fahrrad OHNE STÜTZRÄDER ersetzen und schwupp fährt jedes Kind los. So sagt es die neumodische Mutterbibel. Die Umstände, warum ich gerade zwei Kinder mit Stützrad-bestückten-Fahrrädern hier zu Hause habe, sind kompliziert. Wahnsinnig kompliziert .Nunja und da es die Mutterbibel so besagt…. Wird dieser Umstand noch ewig anhalten, so ewig…. Dass wir wieder bei Punkt 1 sind: …. Wir lernen Fahrradfahren. Insgeheim lerne ich nämlich mit meinen 31 Jahren auch gerade Fahrradfahren, weil meine Eltern mir damals Stützräder montierten, sodass ich es bis heute leider nicht gelernt habe.

Punkt 3) Eine Fahne! JA. Eine Fahne. Ich bitte darum , möglichst viele Zuschriften zu erhalten, die mir die Sinnhaftigkeit dieses Gegenstandes erklären können. Für mich wurde dieses Teil ganz offensichtlich dafür erfunden, Eltern eins auszuwischen. Denn es ist so : Wer findet Fahnen cool? Richtig: kleine Kinder, Kinder die in einem Alter sind, in dem man das Fahrradfahren lernt. Kinder die älter sind und das Fahrradfahren beherrschen, finden diese Teile nicht mehr cool und Kinder die jünger sind, haben nichts mit Fahrrädern am Hut. So ….. Und nun ist es doch so, dass die Erwachsenen, wenn die Kinder das Radfahren erlernen nebenher laufen , oder gar rennen. (Jaja, ich weiß … bei den Laufrad- Kindern ist das so gar nicht nötig…. die fahren einfach los und können schließlich direkt allein nach Frankreich radeln) Die Erwachsenen laufen also und schieben manches Mal an oder helfen oder tun , was sie tun müssen und was passiert? KLATSCH! Fahne im Gesicht. Erst von links, dann von rechts. Denn nächste Frage: Warum hat die Fahne genau so eine Höhe, dass sie , am Rad montiert jeder Frau mit durchschnittlicher Größe eine ins Gesicht klatscht, oder sich gar in der Frisur verfängt?! Ganz ehrlich! Das ergibt keinen Sinn.

Punkt 4) Der Vorgang des Erlernens . Oder besser gesagt: UNSER Vorgang des Erlernens selbst gestaltet sich als äußerst speziell. Der Situation geschuldet, dass unsere Kinder einen sehr geringen Altersunterschied aufweisen…., lernen sie gerade gleichzeitig das Radfahren.

Ich musste ja die Spaziergänge in den letzten Jahren schon mit diversen Fahrzeugen, Schikanen und Tücken bestreiten. Aber dieses Szenario setzt dem ganzen die Krone auf. An alle diejenigen, die mich in letzter Zeit etwas angespannt , gereizt, überfordert, hilfesuchend meinen Weg entlang „schlendern“ sehen… es sei gesagt: Es tut mir leid. Aber ich befinde mich in einem Ausnahmezustand. Wer sich zudem noch fragt: „Wo ist eigentlich der Hund in letzter Zeit?“, dem sei gesagt: Er lebt noch, es geht ihm gut, ich kann ihn nur, bei den neuesten Übungen der Kinder , auf Grund von höchster Gefahrenstufe, nicht mehr mitnehmen. Würde ich den Hund todesmutig mit auf unsere wilde Fahrt nehmen, wäre ich mir sicher, dass einer von uns Vieren das Unterfangen nicht überleben würde.

Und das ist nicht übertrieben. Es spielt sich folgendes ab:

Ich habe zwei Kinder, die grundverschiedener nicht sein könnten. Es ist schwierig einen Spaziergang zu bewältigen, bei dem das eine Kind tendenziell ein Theoretiker ist, während das andere ein Praktiker (mit Hang zur Lebensmüdigkeit) ist. Dies sei ein einem einfach Beispiel wunderbar erklärt:

Kind 1 fährt nachweislich im Schneckentempo. Es nimmt sich vor diesmal zügig zu fahren, um nicht langsamer als der kleine Bruder zu sein, doch dann sieht es in weiter Ferne eine Ampel. Die Ampel ist rot.Das Kind hört auf zu treten und beginnt zu philosophieren. „Wie lange dauert es, bis die Ampel grün wird?, Ist das immer gleich?“ „Ach , ich zähle einfach mal.“ Es beginnt zu zählen und STEHT. Kind Nummer 2…. fährt so schnell es kann. Es redet nicht. Es fährt nur. Nachteil: Es hört auch nicht. Einfache „Stopp-Rufe“ werden gekonnt ignoriert. Es fährt schließlich! Ich beginne zu rennen, um das Kind einzuholen, gucke nach hinten … das Mädchen steht. Ich hole den Jungen ein, sage er möge bitte stehen bleiben, wir hätten seine Schwester verloren. Die Aussage wird mit „Nein“ quittiert. Er fährt weiter. Ich halte ihn am Gepäckträger fest. Das Mädchen weit hinter uns …, beginnt zu treten. Laaangsam , aber es kommt. Doch siehe da: Die Siedlungsstraße hat eine Erhöhung. Das Mädchen wird nooooch langsamer, rollt den Hügel einen Zentimeter hoch und dann wieder rückwärts runter. Sie steigt ab und erklärt, dass es nicht sinnvoll sei mit Vollgas darüber zu fahren. Gefahrenquelle und so. Der Junge hingegen ,war so sehr mit Vollgas über den Hügel geflogen… das war durchaus sinnvoll. Kind 1 setzt sich wieder aufs Rad und ruft lautstark, dass es Hilfe braucht. Ich erkläre dem 300 Meter entfernten Kind 2, dass ich kurz zurücklaufe um seiner Schwester zu helfen. Während ich sportlich zurückrenne, fährt besagtes Kind 2 wieder los und ich stehe in der Mitte 150 Meter von dem einen Kind entfernt, 150 Meter von dem anderen Kind entfernt. Ich überlege, zu wem ich gehe, entscheide mich für den Kamikaze und renne wieder zurück zu Kind 2. Und dann ? Kommt ein Auto. Ich rufe dem Jungen zu : „ Auuuto!“ Die Antwort lautet: „Neeeehein, kommt kein Auto.“ Kind 1 schiebt natürlich sichherheitsliebend das Rad an die Seite, lässt das Auto passieren und wartet dann auf meine Hilfe, weil diese 12 Meter- Erhöhung auf der Straße sicherlich nicht alleine zu überwinden ist. Ich hole Kind 2 ein, schiebe es an die Seite, lasse das Auto passieren, verschnaufe erstmal. Dann drehe ich Kind 2 um , bitte es zurück zu Kind 1 zu fahren, sodass ich helfen kann, den Berg zu überwinden. Kind 2 gibt Vollgas, na klar… fliegt über den Hügel und crasht in seine wartende Schwester. Er lacht. Sie weint. Ich entwirre Fahrräder und Kinder und kriege dabei eine Fahne ins Gesicht, erst links dann rechts. Ich verfluche diese Aktion bringe beide Kinder in Fahrtrichtung und rufe hochmotiviert: „weiter geht’s!“

Ja… und so geht es weiter. Tag für Tag und auf Grund der Stützräder wohl die nächsten 20 Jahre .

Freitag, 26. Juni 2020

Ich mache alles anders...




Und wieder sind wir an einem Punkt, an dem ich mir wohl zum hundertsten Mal eingestehen muss, dass mein kinderloses Ich, viel schlimmer, mein kinderloses Erzieherinnen- Ich echt nicht ganz dicht war. Man kann es gar nicht in Worte fassen, wie häufig ich (kinderlos und dumm) bei der Betrachtung all der sich mühe gebenden erziehenden Menschen dachte:
„Wenn ich mal Kinder habe, mache ich das ganz anders!“
Manchmal hab ich sogar besserwisserisch (und wie ich jetzt weiß, unwissend) geschmunzelt und mich überlegen gefühlt, weil ich mir sicher war: „Das kriege ich besser hin!“
Jetzt rückblickend betrachtet, schäme ich mich für jene Gedanken, … denn wie man nun ahnen kann, als aufmerksamer Leser:
Ich kriege es nicht besser hin. Oft ist meine Art der Erziehung einfach nur Schadensbegrenzung und hat nichts mehr mit idealistischer Pädagogik zu tun.

Schadensbegrenzung wenn Kinder mit Süßigkeiten bestochen werden, damit sie endlich aufhören im Supermarkt alles zusammenzubrüllen,

Schadensbegrenzung, wenn der Fernseher dann doch mal länger herhalten muss, als gedacht, ( Mein kinderloses Ich war sich übrigens sicher, dass die Kinder nicht vor dem 8. Lebensjahr fernsehen würden)

Schadensbegrenzung, wenn es Nutellabrot , oder jeden Tag Pommes zu Essen gibt, weil einfach alles andere verweigert wird. ( Ernährung? Erziehungssache! Nutella? NIEMALS….. dachte ich), 

Schadensbegrenzung, wenn ein völlig sinnloses Spielzeug gleich zweimal gekauft wird, obwohl schon der Kauf von einem derart sinnlos ist, dass es nicht in Worte zu fassen ist.

Die Liste ist wohl endlos. Tja. Vieles ist dann eben doch anders, als man sich es ausgemalt hatte.
Und der Hauptpunkt, der mir wie ein Brett an den Kopf gehauen wird, ist folgender:
Wenn wir in der Geschichte zehn Jahre zurück gehen…. denke ich daran, wie ich, als junge, ausgebildete Erzieherin meinem Job nachging. Und da gab es ganz viele unterschiedliche Elterntypen. Und wie ein Elterntyp wollte ich nie nie nie nie nie sein! Der ANSTRENGENDE Elterntyp. Der anstrengende Elterntyp fragt jeden Tag, wie es am Vormittag mit dem Kind gelaufen ist. Er verlangt eine genaue Analyse. Was hat das Kind gespielt, mit wem? War es zur Toilette? Hat es gut gegessen? War es glücklich? Hat es nach Mama gefragt?
Puhhh. Wie lästig. Ich habe die Fragen immer gerne beantwortet, aber ich habe mich immer gefragt , was da los ist?! Warum können die ihr Kind denn nicht loslassen?! Wenn irgendwas Wichtiges gewesen wäre, ja dann … hätten wir schon angerufen. Ich habe das ganze als Kontrollzwang empfunden. Der anstrengende Elterntyp war meiner Meinung nach nicht in der Lage das Kind ziehen-und groß werden zu lassen!
Unfassbar! Wie kann man nur? Ist ja fast Kindeswohlgefährdung. Pffffffffff!
Und jetzt kommt es. Heute fiel es mir wie Schuppen von den Augen… Achtung Trommelwirbel…..
Auch wenn ich es mir geschworen habe: SO WERDE ICH NIE!............
ICH BIN EINE ANSTRENGENDE MUTTER! Liebe Erzieherinnen meiner Kinder: Es tut mir Leid.
Wie konnte das passieren!? Ich weiß es auch nicht… aber es ist so.
Kurze Geschichte dazu: Heute sollte es für den kleinen Mann nach den Corona- Monaten wieder losgehen. Er sollte und ja, zu meinem Erstaunen, er wollte wieder in die Krippe. Also brachte ich ihn hin. Er gab mir einen dicken Kuss, rannte zur Tür und rief: „Aufmachen, lass mich rein.“ Da ging er nun … und ich stand da. Im ersten Moment war ich stolz, doch dann packte mich eine tiefe Trauer. Mein kleines Baby wird groß. Und jetzt schreibe ich einen Satz für den mein kinderloses Ich….mich steinigen würde:
Als ich zu Hause ankam, weinte ich . Und zwar nicht nur ein bisschen! So richtig. Wahrscheinlich 5 Liter. Oder 20. Ich war tottraurig. Seit Monaten habe ich diesen Jungen bei mir. Jede Sekunde. Diese Corona-Zeit hat uns die Zeit einfach noch mehr nutzen gelernt. Und nu? Ist er nicht mehr bei mir und ich habe keinen blassen Schimmer, was er den ganzen Vormittag tut. Ich weiß nicht, wie es ihm geht und ob er alles hinbekommt. Das ist ein blödes Gefühl. Und als ich also mittags wieder hinfahre, um ihn zu holen…, will ich alles ganz genau wissen. Ich frage eine Erzieherin , wie der Vormittag lief. Ich bekomme eine kurze knappe Antwort… und stelle fest: OH mein Gott. Ich drehe durch! Bitte verleiht mir einen Orden für die anstrengendste Mutter auf Erden, aaaaaaber mir reicht diese Info nicht.
Was mache ich also: Ich frage die nächste Erzieherin und klaue ihr bestimmt 10 Minuten ihrer wertvollen Zeit, damit sie mir einen genauen Lagebericht gibt. Danach bin ich zufrieden.  Also … einerseits. Zwar weiß ich nun, wie es meinem Nicht-mehr-Baby ergangen ist…. Aber ich weiß nun auch mit ziemlicher Sicherheit, dass ich zur Kategorie: „Anstrengend“ gehöre. Wie unangenehm.

Wieder etwas was ich niemals wollte. Man darf gespannt sein, wie das mit mir und meiner Erziehung noch endet…. Und ob mein kinderloses Ich sich derweil einen Strick nimmt.

Dienstag, 21. April 2020

Corona!


Ich finde die aktuelle Situation sehr beängstigend und weiß, wie viel Arbeit (unter erschwerten Bedingungen) die meisten aktuell leisten müssen und wieviel Leid (in den unterschiedlichsten Bereichen des Lebens) diese Krankheit bringt. Ich bin unendlich dankbar dafür, dass ich aktuell „nur“ in der Lage bin, die Zeit zu Hause mit sozialer Isolation einigermaßen unbeschadet zu überstehen:
Ich bin mittlerweile 5,5 Wochen zu Hause und ich betone es gerne nochmals: Nur zu Hause!
Ja, ich gebe zu: Am Anfang dachte ich noch die Krise würde mich in meine persönliche Krise katapultieren. Ich malte mir einen wesentlich erhöhten Alkoholkonsum aus und überlegte, welches Fenster sich für einen Sprung in die Tiefe am besten eignen würde. (Keines… Das Haus ist einfach nicht hoch genug). Doch irgendwie kam ziemlich zügig alles anders, als ich dachte. Ich bemerkte schnell wie gut uns diese Situation tut. Uns als Familie, aber eben auch jedem Einzelnen.
Denn wir haben auf einmal etwas, was im täglichen Wahnsinn verloren geht. Wir haben Zeit. Zeit miteinander und Zeit füreinander. Und zusätzlich hat jeder noch Zeit für sich. Auch nicht zu verachten.
In dieser Familie gibt es seit fast 6 Wochen kein Gehetze mehr. Alles läuft ruhig und gelassen und das Tempo ist egal. Hatte ich mich noch vor einiger Zeit ungeduldig an einen Spaziergang gemacht, der auf Grund der Entdeckerfreude und akuten Unlust weiter zu gehen oft eine Zerreißprobe wurde, weil 1 km schlicht weg 1 Stunde dauerte. Wir uns also im Schnitt mit 1 km/h voran bewegen…,
so ist es mir nun egal. Ich habe ja die Zeit.  Sollen die Kinder doch zum hundertsten Mal wegen einem Gänseblümchen stehen bleiben, ich schau mir derweil die Wolken an und genieße die Ruhe. Ich habe ja auch keinen Stress. Ich muss nicht zum nächsten Termin, zum Sport, oder sonst wo hin und zu mir kommt auch keiner. Es ist mir völlig egal, wann die Kinder ins Bett gehen und wann es dem zu Folge Abendessen gibt, weil am Morgen schließlich keiner super gestresst die Kinder (meist gegen ihren Willen) fertig machen muss, damit jeder seiner Dinge nachgehen kann. Es ist egal. Genau so ist es mir mittags egal. Wann und ob wer wo schläft?! Es wird gegessen, wenn wir hungrig sind und es wird geschlafen, wenn wir müde sind. Fertig. Kein Gehetze. Ist das nicht wahnsinnig positiv?! Und wenn wir uns für Frühstück entschieden haben, das kleine Mädchen aber vorher so gerne noch mit alle Mann einen Stuhlkreis machen will…, ja dann wird eben ein Stuhlkreis gemacht. Warum auch nicht. Wir haben Zeit und keiner hetzt uns. Der Stuhlkreis an sich ist für mich dann sowieso so amüsant, dass es eh viel besser ist, als Frühstücken. Eine Dreijährige mit einer Erzieherin als Mutter und zwei lieben Erzieherinnen als Vorbildern… da kommen Stuhlkreise bei rum, das glaubt man nicht. Und während der Mann, der nebenbei bemerkt ja auch Erzieher ist, im Stuhlkreis gähnend von sich gibt, dass er während der Ausbildung beim Stuhlkreis schon immer eingeschlafen sei, ermahnt die Tochter man möge bitte leise sein und nicht quatschen. Es wird dann auch nicht nur ein Spiel gespielt. Sie holt ihr gesamtes Repertoire hervor und mit nur 4 Teilnehmern, wovon einer die Regeln auch immer nur so semi-gut versteht, ist ein Spiel nun mal auch schnell zu Ende.
Am Anfang hatte ich große Sorge, dass ich die Kinder nicht beschäftigen könne. Was soll ich sagen? Sie beschäftigen sich selbst. Oder wir machen halt einfach tolle Dinge zusammen.
Und weil der Mann sich zu Beginn der Krise als Ausgleich einen Bagger lieh, um unseren Garten mit viel Spaß und zerstörerischer Wut, vollends in sämtliche Einzelteile zu zerlegen, so sind wir nun zu viert damit beschäftigt uns ein Paradies zu schaffen. Unser Paradies. (Noch ein Vorteil von Corona: Es kommt einfach keiner in unseren Garten … ohhh! Das kann auch Entlastung sein…. Muss man sich schließlich nicht für 1 Meter tiefe Baggerspuren schämen, sieht ja keiner.) Und die Kinder? Helfen mit. Oder sie spielen in der schwarzen Erde: „Schwimmbad“. Eine Freude für jedermann. Wenn blonde Haare schwarz-grau sind, weiß man, dass der Tauchgang funktioniert hat. Und gestern? Als wir so einen Zaun bauten, flogen zwei kleine Kinder verkleidet mit einem Umhang durch den Garten. Badman und Eulette. „Braucht ihr Hilfe?“, fragten sie alle zwei Sekunden. Nein brauchten wir natürlich nicht. Ihre Hilfe bestand schließlich nicht darin uns wirklich zu helfen, sie wollten Gangster verjagen. Damit konnten wir nicht dienen.
Habe ich eigentlich erwähnt, dass ich auch so wahnsinnig viel Zeit habe, weil ich mein Haus nur noch dann putze, wenn ich selbst Lust dazu hab!? Allein dafür möchte ich Corona einfach mal danken. Es kann einfach keiner unangemeldet kommen und entlarven, wie es bei mir aussieht, wenn ich eben nicht gerade geputzt habe. Ich weiß ganz genau, dass es 99 % der Frauen so tun, auch wenn sie es nicht zugeben: Sie putzen, wenn jemand sich anmeldet zu kommen. Oder sie putzen, aus Sorge, dass jemand unangemeldet kommen könnte. Was das allein für einen Stress auslöst ist unbeschreiblich. Zack. Corona. Stress weg… Kommt keiner. Das Putzen kann mich mal. Es sei denn …ich habe Lust dazu. Und das kommt auch manchmal vor. Ich erinnre mich noch genau an einen Tag. Also welcher Tag es nun genau war, weiß ich nicht, ich habe schließlich jegliches Zeitgefühl verloren. Würde Matthias Grothe auf der Seite vom Landkreis Leer mir nicht jeden Tag fleißig erzählen, was so Corona-mäßig los ist, hätte ich schon längst alles um mich herum vergessen. Jedenfalls war es ein Tag, an dem unser Wohnzimmer derart im Chaos versunken ist, dass man sich seinen Weg zum Sofa quasi ergraben musste. Überall lagen diverse Dinge unter anderem hölzerne Dominosteine. Und der kleine Mann machte sich daran jedem einen Stein in die Hand zu geben. Und da saßen wir nun zu viert auf dem Sofa… Jeder einen hölzernen Domino-Stein in der Hand und als ich fragte: „Und nun?“, erklärte die Tochter ganz selbstverständlich: „Wir müssen nun alle unsere Schilder hochhalten und so laut wir können „STOOOOOPP“ rufen. Nun gut. Das taten wir. Diese Aktion war so sonderbar, dass wir nach unserem Stopp-Schrei nicht mehr aus dem Lachen rauskamen. Es Folgten unendlich viele Stopp-Schreie im Chor und eine ganze Familie war ziemlich lange beschäftigt…im Chaos…ohne Putzen…ohne Stress.
Und heute Morgen erst: Ich war im Bad und wollte gerade ein bisschen Putzen…: da hörte ich den Rest der Familie singen: „Es regnet, es regnet, die Erde wird nass!“  Kurz schien mir mein Putzen noch interessanter, aber dann kam die kleine Dame in Gummistiefeln mit ausgeklapptem Regenschirm bei mir angelaufen: „Mama? Wir feiern eine Regenparty. Kommst du auch?“  Aus dem Hintergrund rief der Mann: „Sag Mama, dass sie einen Regenschirm mitbringen muss.“ Ich fand das so süß, dass ich mein Putzen sein ließ und mich auf den Weg ins Wohnzimmer machte und siehe da?! Da stand sie, meine Familie mit ausgeklappten Regenschirmen und Gummistiefeln. Und so machten wir unsere Regenparty… mitten am Morgen, im Haus, ohne Regen und unsere kleine Profi-Erzieherin gab stets den Ton an, welche Lieder wir zu trällern hatten und wie die Regenschirm-Choreografie dazu auszusehen hatte. 
So ist also MEIN Corona-Alltag. Ein Alltag, in dem die Zeit mehr im Vordergrund steht als das Geld, ein Alltag in dem das Miteinander als Familie so groß geschrieben wird, wie vermutlich nie wieder. Ich muss sagen: so lange ich gezwungen bin, tauche ich sehr gerne ab in diese sonderbare Corona-Welt. Und schließlich versuche ich, wie jeder…. aus dieser Krisen-Situation nur das Beste zu machen.

Montag, 23. März 2020

10 Tage zu Hause !


So 10 Tage daheim mit meinen zwei kleinen Kindern…. Und ich meine wirklich daheim. Also wirklich wirklich. Da sind nur wir. Sie und ich und der Mann auch manchmal. Aber in erster Linie: Sie und ich. Seit 10 Tagen. Da kann man nicht entkommen, oder so. Will man ja auch nicht, aaaaber…. 10 Tage…. Puh, …. Ähm….ja… Zeit mal ein kleines Mini-Resümee zu ziehen:

Zunächst einmal: Ich bin wahnsinnig dankbar, dass ich in dieser Zeit bei meinen Kindern sein darf…. Das ist wunderschön und großartig und ich liebe sie über alles und schöner könnte es doch nicht sein uuuund ….
Es ist wahnsinnig anstrengend. Aber hey was solls?! In den letzten zehn Tagen, habe ich gelernt, was es bedeutet am Ende des Tages müde zu sein. Ich erledige abends noch das Nötigste und dann schlafe ich meist so gegen 20 Uhr auf dem Sofa ein. „Nanu? Wie kann denn das sein?“, fragt man sich da? „Die ist doch NUR zu Hause…. SOVIEL Freizeit wird die doch nie wiederhaben.“ „Soll sich doch über 5 Wochen Urlaub freuen.“  Das wären jetzt so die Gedanken, die mir eingefallen wären, bevor ich Kinder hatte. Nun habe ich eben Kinder und um meine Anstrengung zu verdeutlichen hier der kurze Bericht des heutigen Vormittags:
Die Kinder sind sich seit einiger Zeit sehr einig, dass die Nacht ab ca. 2 Uhr bei uns im Bett weitergeht. Das ist ein wahnsinnig schwieriges Unterfangen, da es auf 1,80m zu viert einfach super eng und, für mich, wahnsinnig ungemütlich ist. Am heutigen Morgen endete die Nacht um verrückte 5:45 Uhr. (Seit die Kinder nur noch zu Hause sind, können sie nicht mehr so lange schlafen). Wir zögerten das Aufstehen heraus, indem der „Abriss“ des von mir eigens aufgeräumten Spielzimmers gestattet wurde. Um 7:45 Uhr standen wir auf. Während der Mann und ich duschten, hatten die Kinder im Wohnzimmer die ersten Beschäftigungsideen gefunden: Kneten. Im Wohnzimmer, auf dem Boden, in den Haaren, auf dem Teppich, auf dem Tisch.  Die Sache ist folgende: Das Mädchen kennt alle Regeln hier genau: Geknetet wird nur auf dem Kindertisch z.B. , … der Junge hingegen macht im Moment nur Quatsch, was die Tochter total lustig findet, denn so kann sie jegliche noch so missliche, verbotene Lage immer auf ihn schieben. So also auch heute Morgen… Nach dem Duschen entfernte ich also einen riesen Haufen Knete von überall und der Mann machte Frühstück. Während wir das so taten, kippte der Junge die riesige Duplokiste aus und beide begannen zu spielen. Das Frühstück verlief unkompliziert, wenn man mal von der neuen Marotte des kleinen Kerls absieht. Diese besteht nämlich daraus mit Besteck zu werfen, deshalb liegt aktuell ständig irgendwo Besteck herum. Man muss sich in unserem Haus also derzeit z.B. nicht über eine Gabel, die im Flur liegt, wundern. Und während der Mann und ich noch so da saßen gingen die zwei Kinder wieder spielen und man hörte aus dem Nebenraum folgendes Gespräch: „Wollen wir wieder Kacka-Alarm spielen?“ „Jaaa“ „Ok, das hier ist deine Kacke und das hier ist meine Kacke!“  „Los geht’s“ . Wir Erwachsenen schauten uns verwundert und auch verängstigt an.  Zwei Kinder rannten wie verrückt durchs Haus und schrien: „KACKAALARM“. Dazu hielten sie etwas braunes in der Hand. Zur Beruhigung: Es handelte sich nicht um echte Ausscheidungen. Aber gewundert hätte uns das auch nicht in Anbetracht der verrückten Dinge, die hier neuerdings geschehen. Während wir den Tisch abräumten und ich mich kurz haushaltlichen Dingen und dem restlichen Duplo widmete…hatten die Kinder schon genug von ihrem Kackaalarm-Spiel, so wünschte der Junge oben im Spielzimmer zu spielen. Jegliche Überredungsversuche seinerseits, scheiterten und das Mädchen blieb standhaft, um unten zu eskalieren. Eskalieren im kreativen Sinne….
Es ist nämlich so: Als ich die Nachricht der wochenlangen Zwangspause hörte, deckte ich uns mit Bastelmaterial ein und gestaltete ein komplettes Regal für die Kinder. Dies sollte sich noch als... nun ja… nicht so klug… erweisen. Das Mädchen liebt es zu basteln. Sie klebt und malt und schreibt und schneidet und prickelt und manchmal alles gleichzeitig. So entstanden in den 10 Tagen ca. 500 Kunstwerke. Ein Fach im Regal wurde auch eigens dafür konzipiert: Lagerort für Kunstwerke. Leider ist dieses Fach bis oben hin voll! UND WIR HABEN ERST TAG 10!
Sie eskalierte also wieder einmal und kreierte Kunstwerke …und Chaos. Der Junge hingegen war ja auch nur nach oben gegangen, um die Fußleisten in unserem Schlafzimmer zu demontieren. Er ist Demontage-König und… was soll ich sagen? … Dieses Fußleisten-System wo die Fußleisten (hinten mit Rillen versehen) über an der Wand befestigte Vorrichtungen geschoben werden, ist MIST. Nicht demontagesicher.  Aber ich habe mich mittlerweile damit abgefunden, dass ich tagtäglich Fußleisten neu montiere, und dass in der oberen Etage ständig irgendwo Fußleisten herum liegen. Ist ja nur ne Phase, denk ich mir so.
Nach nur wenigen Minuten hatten jedoch beide genug Chaos angerichtet und zugleich genug von ihren Tätigkeiten, der Junge kam von oben, das Mädchen äußerte akute Langeweile! Da musste also wieder eine Aktion her. Also bitte. Mitten ins Wohnzimmer stellte ich einen großen Karton voll mit Maisflips. (Verpackungsmaterial). Die Aussage: „Schaut euch das schon Mal an, ich hol nur schnell eine Wanne,….NUR SCHAUEN“, wurde gekonnt ignoriert. In der Tat kam ich 15 Sekunden später rein und es wurde nicht geschaut, sondern ca. 5000 Maisflips verteilten sich auf 35 qm Wohnzimmer. Wie sie das so schnell hinbekommen hatten, ist mir ein Rätsel. Natürlich war, nach Aussagen des Mädchens, der Junge Schuld. Aber sowas von. Nun denn. Mehr oder weniger zusammen fegten wir alle Teile zu einem Haufen, den der Junge mit Anlauf und vielen Tritten wieder verteilte. Nach erneutem Fegen und anschließendem Einsammeln, stellten wir in der Wanne mit Wasser einen Schleim her, der dann nach Aussage der Tochter nicht schleimig und nicht bunt genug war. Gegen die Farblosigkeit konnte ich Abhilfe schaffen. Ich färbte den Schleim blau. (Nicht klug…. gibt überall blaue Flecken, wenn der Junge mit Anlauf hineinspringt…. Musste ich feststellen. Mein Weißer Pulli ist nun übrigens auch nicht mehr so farblos…) Gegen die Schleimlosligkeit hatte das Mädchen den Einfall Papier hineinzutun. Den Einfall fand ich so grandios, dass ich den für mich besten Vorschlag des Tages machte. Bei der Frage, welches Papier sie nehmen könne, reagierte ich gekonnt mit: „Ach weißt du? Du hast ja so viele Kunstwerke gemacht in den letzten Tagen. Wäre doch total klasse, wenn du davon ein paar aussortieren kannst und in den Schleim hier geben kannst, dann könnten wir aus den Kunstwerken tolle Schleimkugeln machen. Das ist ja viel schöner, als wenn sie da alle nur so rumliegen.“ Ich fand das großartig und dachte so könnten wir ein bisschen Platz im Regal schaffen. … Sie war auch begeistert, war dann jedoch laaaange weg und kam mit einem einzigen Bild wieder.
Dieses eine einzige Bild hatte sie mal von ihrer Freundin geschenkt bekommen und mit den Worten: „Das ist das einzige Bild, was ich nicht mehr brauche“, versenkte sie das ganze im Schleim. Hm.
Ca 30 Minuten später, waren alle (und alles) nass und blau und es sollte in die Badewanne gehen.
Beide Kinder badeten also und ich versuchte das nasse, blaue, klebrige Wohnzimmer wieder in den Urzustand zu bringen. Dann widmete ich mich dem Wäscheberg, den die Kinder bei dieser Aktion produziert hatten. Aus dem Badezimmer hörte ich stets fröhliches Lachen und Spielen, ich hatte also noch ein paar Minuten Zeit. Ich trank einen Tee. Ganz in Ruhe. Naja, … so halb ganz in Ruhe. Ich rief meinen Vater kurz an und dann schallte es schon aus dem Bad:“ Dürfen wir noch mehr Schaum machen?“ „Jahaaa“, antwortete ich und erklärte meinem Vater zugleich, dass das eigentlich eine sehr dumme Entscheidung war, mir aber 3 Minuten Zeit verschaffe, um mit ihm zu telefonieren. Ich wusste ja was mich erwartet, wenn ich wieder das Bad betrete….
Um den Schock hinauszuzögern wartete ich ganze 7 Minuten. Das Ergebnis war ja klar. Ich hätte Arbeit so oder so. Also lieber noch 7 Minuten Ruhe auskosten.
Als ich dann also 7 Minuten später das Bad betrat…. Tja da… gab es viel Schaum… sehr viel Schaum. Und zwei leere Flaschen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Zwei komplett leere Flaschen. Einmal ihr Schaumbad und einmal……MEIN DUSCHGEL! Jedes Kind trug eine leere Flasche in der Hand. Das Bad roch wie das häusliche Douglas. Völlig entsetzt fragte ich: „Zwei Flaschen??!? Mein Duschgel?“ Sofort entgegnete die Tochter: „Das tut mir sehr Leid Mama, aber das war Eikis Idee.“
Nun gut. Ich befreite die Kinder von Schaum, trocknete sie ab, zog sie nacheinander an und setzte sie tadaaaaaaa vor den Fernseher, um in Ruhe das Bad sauber- und vor allem trocken zu legen und siehe da: Es war Mittag. Höchste Zeit Mittagessen zu kochen, damit beide dann mit viel Energie in den Nachmittag starten können. 😊


Dienstag, 3. März 2020

Der Restaurantbesuch



Oder: wenn du denkst es geht grad sehr, kommt von irgendwo ne neue Phase her!

Und um es direkt vorweg zu nehmen: Es handelt sich um eine Trotzphase der Extraklasse. Wenn wir die theatralischen Wutausbrüche des Mädchens, weil Ketchup und Majo sich auf einem Teller berührten, rückblickend betrachten, so können wir heute darüber lachen! Was das Mädchen als Trotzphase vorgemacht hat, war Kindergarten. Ein bisschen Rumgezicke, ein paar Kämpfchen hier ein paar Machtspielchen da. In der Situation auf jeden Fall anstrengend und wahrscheinlich dachte ich damals ich muss sterben in Anbetracht der misslichen Lage, in die das Mädchen mich (vermeintlich) brachte, aber dennoch nichts gegen das was der Junge nun tut.
Denn der Junge beherrscht diese ganze Trotzaktion in Perfektion. Ja, er ist ein Meister. Wenn nicht sogar: DER MEISTER. Denn in der Tat habe ich noch niemals ein Kind perfekter trotzen sehen als ihn. Ich denke dieser Umstand hat verschiedenste Hintergründe. Doch nehmen wir den prägnantesten Vorweg: ER ist jähzornig. Schon als er gerade mal ein Jahr alt war, hat seine Schwester ihn gefragt, warum er nur so jähzornig sei. Ja. Das ist hier die Frage.
Wie dem auch sei. Er ist jähzornig und ein Junge und er hat Energie und er will frei sein und er ist mutig und seine Mama nervt und sein Papa auch und die Welt auch und so kommt eines zum anderen.
Wenn es also nun zu einem Trotzanfall kommt. (Aktuell ca. 20 Mal am Tag) … dann schreit der Junge. Er wirft sich auf den Boden, lässt nicht mehr mit sich reden. (Soweit normal und mit ein bisschen Erfahrung auszuhalten) Aber jetzt kommts. Neuerdings hat er sich was angewöhnt. Wenn er sich also aufregt, weil der Becher die falsche Farbe hat, oder weil er die Jacke nicht anziehen will, oder weil die Socken nicht richtig sitzen, oder weil er zwei Bonbons auf einmal essen möchte, oder weil er beim Kinderturnen „NEIN, NICHT ANSTEHEN“ will… ja dann schreit er sich in Rage. So sehr,… dass er sich übergibt. Manchmal einmal, manchmal fünf Mal. Direkt nacheinander weg. Das ist neu für mich und auf diese extra Portion Überraschung kann ich eigentlich total gut verzichten. Er aber nicht. Für ihn gehört das dazu. Eine Trotzphase gilt erst als abgeschlossen, wenn man sich des Mageninhalts entleert hat. Hmpf.
Die schlauen Füchse unter euch wissen nun eigentlich wie meine Geschichte des Restaurantbesuchs ausgehen wird, aber zur Traumabewältigung teile ich das ganze dennoch gerne mit:

Vorab: Wir besuchen sehr häufig Restaurants mit unseren Kindern. Und da muss ich wirklich loben: bis auf die üblichen Aktionen (umgekippte Gläser, 5 Mal zur Toilette laufen, Majo in den Haaren usw.) klappt das mit unseren Kindern tatsächlich ausgezeichnet. Deeeeeswegen haben wir uns ja auch an diesem Tag dazu entschieden essen zu gehen. Der Plan: Ein Buffetessen. Da können wir dann stundenlang sitzen und es uns gut gehen lassen. Die Kinder waren auch voller Vorfreude. Unser Ziel war es gegen 17 Uhr beim Restaurant zu sein. 30 Minuten Fahrzeit. Als der Mann schon gegen 15.15 begann die Kinder zu animieren sich anzuziehen bzw. anziehen zu lassen, hielt ich das ganze zeitlich für leicht überzogen. Ja, wir brauchen lange, aber sooo lange?
Tatsächlich sollte er mit seiner Planung von 45 Minuten für das Anziehen der Kinder Recht behalten. Schade eigentlich.
Also: er beginnt mit der Animation.
Ich nicht. Ich warte ab und wehre mich schon jetzt gegen dieses Spektakel. Kinder anziehen und fertigmachen ist für mich so blöd, dass es fast ein Grund wäre das Haus erst gar nicht zu verlassen. Nun ja. Schon bei der ersten Ansage das Mannes: „Wir machen uns jetzt mal fertig, wir wollen ja gleich ins Restaurant.“, rennt die Tochter weg und der Junge beginnt sofort zu protestieren. „Nein, nicht fertig machen.“  Ich nutze die Gelegenheit und wende mich der Tochter zu. Das erscheint mir klug in Anbetracht des bevorstehenden Geschreis. Die Tochter ist sofort kooperativ und nach wenigen Minuten ist das Mädchen startklar. Eigentlich. Der Kampf bei Vater und Sohn spitzt sich zu…. und noch während ich überlege einzuschreiten, erlöst mich die Tochter von dieser Entscheidung in dem sie eine komplizierte Flechtfrisur verlangt. Das ist aber schade.
Ich flechte und im Hintergrund geht die Welt unter. „Hose nein, Shirt nein, Papa nein, Mama nein, Restaurant nein, hierbleiben nein, Bett nein, essen nein, Schuhe nein.“ Junge Junge, der Junge ist wirklich sauer. Ich befürchte nur, dass er selbst nicht weiß warum.
Er schreit und weint und schwitzt uuuuuuund würgt. Das ist nicht gut. Aber er fängt sich. Die Flechtfrisur ist fertig, der Junge nicht. Beim Anziehen kommt stets erschwerend hinzu, wenn das Kind sich während des Anziehens an anderer Stelle wieder auszieht. Nunja…. Hatte ich erwähnt, dass die Flechtfrisur fertig ist? Der Mann tut mir leid. Mein Junge auch. Sie kämpfen so sehr. Am Liebsten würde ich beide drücken, aber: „Mama nein!“ Ok… nach einiger Zeit scheint der schreiende Junge fertig zu sein. Ich nehme ihn in den Arm und vor Erschöpfung möchte er tatsächlich so auf meinem Arm einschlafen. Auf meine Worte: „Ich bring dich schnell ins Auto mein Schatz“, folgt die nächste Schreiorgie und natürlich: „Nein Auto!“
Auf meine Frage: „Möchtest du denn lieber, dass wir hierbleiben?“ , folgt die Antwort: „Nein, hierbleiben!“ Tja Also trage ich den schreienden Jungen zum Auto. Er sitzt im Autositz und 3, 2, 1, … er…Trommelwirbel…übergibt sich. Schade eigentlich. Der Mann hatte ja auch nur gerade ca. 35 Minuten gebraucht, um ihn anzuziehen. Ich trage also den Jungen ins Haus, um ihn wieder anzuziehen. Ich stehe vor ihm und frage erneut: „Möchtest du lieber hierbleiben?“ „Nein, hierbleiben“ bleibt seine unmissverständliche Antwort. Ich will also beginnen ihn auszuziehen und siehe da: 3,2,1…… er übergibt sich nochmals. Auf …. Mich.
Ha. Zwei Personen müssen also neu gekleidet werden. Das geht erstaunlich schnell und rucki zucki sitzen wir auch schon im Auto und noch während wir die Auffahrt herunterrollen, schläft der kleine Mann ein…. Och so ein Nickerchen würde ich nun auch verkraften. Kräftezehrend sowas. Denkt er sich wohl auch.
Pünktlich um 17:00 Uhr beim Restaurant angekommen…. schläft der Junge…das Mädchen übrigens auch, aber das ist für die Geschichte unerheblich. Denn bei dem Mädchen geht das mittlerweile so: „Kaja, aufwachen, wir sind da.“ Augen auf, zack, voll da, gute Laune. Bei dem Jungen läuft das (wer hätte das gedacht) anders. Dieser jedoch ist so so müde, von seiner Aktion, dass ich ihn einfach schlafend in das Restaurant trage. Mit Hilfe eines geschickt gewählten Platzes mit einer Rundbank, kann ich ihn einfach schlafend neben mir ablegen und in Ruhe essen. Wir alle drei essen in Ruhe. Also wirklich in Ruhe. 1,5 Stunden später wacht der kleine Kerl auf. Eigentlich wollten wir gerade bezahlen und gehen, ihn dann schlafend in sein Bett legen und so tun, als wären wir nie weg gewesen, aber nun wacht er halt auf. Kurz hatten wir Angst vor einer weiteren Trotzschreiaktion in Anbetracht seiner ungewöhnlichen Lage, in der er sich befand, doch nichts dergleichen geschieht. Er wacht einfach glücklich auf, ist mit sich und der Welt im Reinen und verlangt nach leckerem Essen vom Buffet. Das bekommt er und er strahlt übers ganze Gesicht.
Und dann wird einem wieder klar…: Ein Kind kann einen noch so wütend machen, oder traurig oder verzweifelt. Ein einziges Lachen macht alles wieder wett.

Montag, 3. Februar 2020

"Alexa spiel: Dornröschen war ein schönes Kind"


Das Singen spielt in unserem Haushalt, mehr oder weniger gewollt, eine sehr sehr große Rolle. Was soll schon dabei rumkommen, wenn zwei Erzieher (davon eine, in diesem Falle ich, als alte Kindergartentante) mit zwei Kleinkindern unter einem Dach leben?
Richtig hier wird gesungen, von allen, den ganzen Tag. Naja gut, … insbesondere von mir. Und was sing ich wohl so den ganzen Tag, wenn ich morgens schon mit so kleinen, niedlichen Menschen arbeite und weitere kleine niedliche Menschen (meine), dann noch nachmittags um mich habe?
Richtig: Kinderlieder. Den ganzen lieben langen Tag. Ich singe Kinderlieder beim Duschen, beim Autofahren (zu meinem Erschrecken auch wenn ich alleine fahre), beim Anschaukeln (also insbesondere beim Anschaukeln, weil das ohne Singen einfach echt langweilig ist), beim Abwaschen, beim Wickeln, beim Malen und … ach immer.
Man könnte behaupten, dass es total großartig für Kinder ist, wenn eine erwachsene Person immer Kinderlieder singt. …Ist es auch. Aber für eine andere erwachsene Person, die wie schon gesagt, erwachsen ist … und eben kein Kind…, ist es womöglich nicht ganz so toll. Folgendes Zitat mag diese Vermutung bestätigen: „Wenn du jetzt noch ein einziges Mal Rommel Bommel singst, dann dreh ich durch und hau ab!“ Es war ein schöner Sommertag und was soll ich sagen? Alles in mir schrie: LOOOOOOOOOOOS, sing es nochmal. Noch ein einziges Mal. Nur um zu gucken was passiert. Gott sei Dank entschied ich mich dagegen.
Diese Angewohnheit des Singens in der Kombination mit dem beruflichen Lieder-Repertoire macht es, dass die Kinder hier zu Hause so ziemlich alle Lieder kennen und können, die man so im Kindergarten singt…. Alle bis auf einige wenige. Nämlich jene Lieder, die ich hasse. Ja, sowas gibt es. Es sind Lieder, die nicht enden wollen. 50 Millionen Strophen. Da schläft man während des Singens ein. Da ist mein absoluter Hass-Favorit: „Dornröschen war ein schönes Kind“. Dicht gefolgt von „Pitsch, patsch Pinguin.“
Ich bin mir sicher, dass Erzieherinnen diese Lieder im Alltag einfach abkürzen. In Dornröschens Fall singen sie bestimmt, erst dass sie ein schönes Kind war und Schwups: Da feierten sie ein Hochzeitsfest. Der ganze Hokus Pokus in der Mitte wird bestimmt einfach weggelassen, denn wenn man da alle Strophen durchziehen will …. Ist der Vormittag vorüber.
Nun gut. Beide Lieder habe ich bewusst nie nie niemals gesungen, damit meine Kinder auch ja nie nie niemals von mir verlangen, dass ich diese Lieder für sie singe.
Aber wie sollte es anders sein?! Sie gehen in den Kindergarten und Schwups: eines Mittags erzählt die Tochter mir freudestrahlend, dass sie Dornröschen war und dann kam eine Fee und noch eine Fee und die Hecke und der Königssohn und wer nicht noch alles und am Ende feiern alle ein Hochzeitsfest. Und dann verlangte sie von mir, dass ich dieses Lied für sie /mit ihr singe. Das tat ich. Am Ende tanzten wir auf Grund des pompösen Hochzeitsfestes im Esszimmer herum.
Das ging dann 7 Mal so und dann war ihr Dornröschen-Hype vorerst gesättigt. Den kleinen Jungen hatte sie übrigens gekonnt angesteckt und immer, wenn das Lied beendet war und wir im Kreis da standen rief er: „Nochmal Röschen“. Jo. So war es.
Zu diesem Umstand kommt sehr erschwerend hinzu, dass ich zu Weihnachten eine Alexa geschenkt bekommen habe. Eine kleine, nur für mich, für die Küche. Irgendwie dachte ich es sei ganz nett mal Musik für Erwachsene zu hören. Die Kinder bekamen übrigens eine Toniebox.  
Eigentlich leicht zu verstehen: Alexa: meine Musik. Toniebox: Ihre Musik. Vor Weihnachten hatten wir sogar überlegt, ob man den Kindern auch direkt eine Alexa schenkt. Schließlich hatte das Mädchen schon bei der Oma so viel Spaß daran, ihre Musikwünsche in den Kasten zu sprechen. Wir entschieden uns jedoch aus verschiedenen Gründen dagegen. Tja. Hätten wir auch lassen können…. Also das „dagegen entscheiden“.
Nun haben wir nämlich folgenden Ist-Zustand in unserem Hause:
Im Wohnzimmer dudeln den ganzen Tag auf zwei unterschiedlichen Tonieboxen Kinderlieder gegeneinander an. Ich frag mich bis Heute, warum sie partout keinen Kanon schaffen. Na und, in der Küche spielt sich täglich folgendes Szenario ab:
Ich gehe hinein, sage so leise wie ich kann: „Alexa spiel …“ und Alexa spielt … ! Für 10 Sekunden. Dann steht da ein Kind. Welches spielt keine Rolle. Das Ziel ist das gleiche: Alexa dazu zwingen Kinderlieder zu spielen. Bei der Tochter funktioniert das ganz präzise. Bei dem Sohn ist das so zuckersüß, wie er sich gekonnt nach vorne beugt über den Lautsprecher, um dann völlig ungekonnt zu sagen: „Hexa, piel,…..“ Alexa versteht natürlich kein Wort und er wird lauter: „Hexaaaaa, piel….“ tja und weil Alexa immer noch nicht reagiert, wird er entweder wütend oder er macht mir deutlich, dass Alexa kaputt sein muss. Ich helfe dann meist und befehle Alexa dann bitte jenes Lied zu spielen, was der kleine Mann sich aussucht. Und ich muss sagen, … seine Auswahl ist stets sehr abwechslungsreich. Er wünscht sich immer wieder andere Lieder und da habe ich tatsächlich gar nichts gegen. Ist jedoch die kleine Dame am Drücker, sieht es für mich duster aus. Sie hört Lieder nämlich nur in Dauerschleife. Und mit Dauerschleife meine ich…. Sie hört ein Lied so oft nacheinander, dass eine Stunde vergeht. Ich tippe auf knappe 50 Mal. Das ist hart fürs Gemüt. INSBESONDERE WENN ES SICH (wie neulich Nachmittags) UM DORNRÖSCHEN HANDELT. Und auch wenn das Mädchen schließlich bei jedem einzelnen der 50 Hochzeitsfeste bei mir ankommt und hochmotiviert den Hochzeitstanz verlangt. Das ist hart. Und ich dachte schon es sei schlimm 50 Mal nacheinander als Pinguin vor dem Eisbären wegzurennen. Nein… Tanzen ist schlimmer. Den Jungen hatte es in diesem Dornröschen-Szenario übrigens noch schlechter getroffen, er musste schließlich nicht nur 50 Mal tanzen…. Nein …. Er musste vorher 50 Mal die Hecke mit einem imaginären Schwert (da bestand das Mädchen drauf) klitzeklein schlagen. Am Anfang hatte sie noch nach jedem Mal, wenn das Lied beendet war gesagt: „Alexa, spiel Dornröschen war ein schönes Kind!“ Irgendwann hatte sie jedoch herausgefunden, dass man einfach nur sagen muss: „Alexa, nochmal!“ Tja und das sagt man nur zweimal und was macht Alexa dann?! Richtig, sie denkt: "Da sind eh Verrückte am Werk"… und somit spielt sie das Lied einfach immer und immer und immer wieder, ohne erneute Aufforderung, bis sich endlich irgendwer erbarmt und schreit: ALEXA STOPP!


Mittwoch, 22. Januar 2020

Eine neue Jacke


Tatsachenbericht
Achtung die folgenden Szenen beschreiben ein und dasselbe Kind…Auch wenn man es nicht für möglich hält.
Szene 1:
Mein kleiner Junge hat, wie wohl alle Kinder, oder besser gesagt alle meine Kinder… (Ja, ich weiß, es sind nur zwei) …., ein Problem mit Kleidung. Naja, Problem kann man es nun auch nicht nennen. Er steht mit Kleidung auf Kriegsfuß. Mit all seiner Kleidung. Außer mit den Socken. Da ist es umgekehrt. Er steht also mit mir auf Kriegsfuß, wenn ich ihm seine Socken ausziehe. Lange Rede kurzer Sinn: Er mag am liebsten nackt (mit Socken) sein und wenn schon Kleidung, dann nur von ihm ausgewählte. Dabei wählt er je nach Müdigkeits- und Gemütsstand, besonders aber nach Stand der Sonne, oder des -Mondes, unterschiedlich aus. Heißt mit anderen Worten. Man kann nicht erahnen, was ihm in diesem Moment gefällt. Naja, außer Socken. Aber auch da gibt es Favoriten und absolute No-Gos.
Bei den Langarmshirts (da besteht er drauf), Pullover sind zu warm, … will er 3 Tage AUSSCHLIEßLICH das „Tatütata-Shirt“ anziehen und steckt in einer Sinneskrise, wenn besagtes Teil in der Wäsche ist. Am vierten Tag will ich ihm freudig sein Lieblingsteil anziehen und er beginnt empörend zu weinen. An Tag vier ist Tatütata eben nicht der Hit. Oft lasse ich ihn dann selbst auswählen, um Schreiattacken vorzubeugen. Das hat aber zur Folge, dass ich ihm an einem Morgen 4 verschiedene Shirts anziehe, bis er endlich sein Traumteil gefunden hat. Aber ich mache das. Ganz genügsam, wie man das eben so macht als Mutter.
So und nun kommen wir zu einem heiklen Punkt: Die Gewohnheit! Diese spielt bei dem kleinen Mann eine sehr große Rolle. Wenn er z.B. ein Paar Schuhe hat, dann hat er die! Für immer. So, seine Meinung. Gleiches Spiel gilt bei der Mütze, dem Schal oder der Jacke. DIE JACKE. Die Jacke des Grauens: Der Übergang von Herbst zu Winter, oder eher von Sommer zu Winter (Den Herbst über hat er sich noch mit seiner Sommerjacke durchgemogelt) stand an. Tja. Der kleine Mann sollte seine neue Jacke anziehen. Und das tat er…NICHT. So gar nicht. Er weinte, schrie, wehrte sich und ja… er übergab sich, weil er sich so aufregen musste. Der arme Kerl. Weiß gar nicht was er hat? Ich freu mich immer riesig über eine neue Jacke. Nun gut. Er nicht … und diese Jacke war für ihn ein rotes Tuch. Mehrere Tage probierte ich mein Glück. Es half nichts. Jedes Mal, wenn ich sie nur in der Hand hielt, schrie er sozusagen um sein Leben. Er mochte sie nicht. Da es aber bei um die 5 Grad zu kalt war für die Sommerjacke, eilte ich verzweifelt in einen Laden, um eine Herbstjacke zu besorgen, denn diese erschien mir zumindest etwas wärmer als eine Sommerjacke…. Beim nächsten Jackenanziehen hatte er zwei Jacken zur Auswahl und entschied sich, wenn auch unter Tränen, für die Herbstjacke. Von einer bekannten Mutter, die mit ihrem Sohn gleiches Schicksal teilt, erhielt ich schließlich den Tipp neue Dinge beim Abholen aus der KiTa anzuziehen. Da sei das Kind so abgelenkt und würde neue Teile eventuell so anziehen. Ha. Der Tipp war grandios, denn mit diesem einfachen Mittel, gewöhnte ich meinen Jungen so ganz nebenbei an die Winterjacke.
Jetzt ist diese Winterjacke sein „Ein und Alles“! Seine Macht der Gewohnheit. Sein sicherer Hafen. Naja, und die passende Mütze, die bei unserem jetzigen Winter viel zu warm ist, aber was solls. Er braucht sie halt… (Zum Schwitzen).
Tja und wie ich eben schon erwähnt habe…. Ist der Winter so überhaupt kein richtiger Winter und eigentlich eher ein Herbst und nun steht der Junge da mit dieser dicken Winterjacke und mich überkam die Idee schonmal eine neue Jacke zu besorgen, die etwas dünner ist. Eine Frühlingsjacke sozusagen. Ich hätte nun noch einige Wochen Zeit ihn behutsam darauf vorzubereiten. Und so kaufte ich ihm eine echt schöne, blaue, Jacke mit Dinosauriern drauf. Und hier beginnt
Szene 2:
Um den Jungen schonmal drauf vorzubereiten, dass er in weiter Zukunft eine andere Jacke tragen wird…. Habe ich die Jacke nach dem Kauf direkt auf dem Rücksitz liegen lassen, damit er sie gleich sieht, wenn er nach der KiTa ins Auto steigt. Was passiert? Nichts.
Also mache ich ihn nach kurzer Fahrt drauf aufmerksam, dass da eine neue Jacke für ihn liegt.
Er flippt aus vor Freude: „Haurier, Haurier, Haurier!“ Das ist ein gutes Zeichen. Zwar wusste ich bislang nicht, dass er auf Dinosaurier steht…. Aber damit liegt man bei Jungs ja eigentlich nie falsch, dachte ich so. Als nächstes: „Blau, blau, blau!“  Gleicher Satz wie zuvor, ersetze  "Dinosaurier"durch „blau“.
Tja und dann geht alles ganz schnell……zunächst nimmt er die Jacke auf den Schoß. Es scheint ein Glückstreffer zu sein. Plötzlich wirft er sie weg und beginnt zu weinen. „Aua, aua, aua. Da Kugel am Bauch!“ Er fasst sich an die Gurte und ruckelt, als würde ihn was stören. Er wird immer lauter. Ich fahre rechts ran und schaue nach. Er ruft: „Jacke aus, Jacke aus!“ Schnell schnalle ich ihn ab, … „raus aus Sitz“ sagt er und ich befolge seine Anweisungen. Da steht er neben mir, zieht seine Winterjacke rasend schnell aus, wirft diese auf den Boden! Ich bin verwirrt. Er? Weint nicht. Nein. Er grinst mich an. Ich bin immer noch verwirrt. Er sagt: „Neue Jacke anziehen!“
Ich bin überfordert. Hat er das gerade wirklich gesagt? Ich handle schneller als ich denken kann und ehe ich mich versehe, sitzt der kleine Junge in seiner Dinosaurier-Jacke in seinem Autositz und ….schläft. Mit einem unglaublich zufriedenen Grinsen.
Ich war total beflügelt von meinem Glücksgriff „Dinosaurier-Jacke“…. bis es mir wie Schuppen von den Augen fiel:
DER KLEINE JUNGE WIRD AB MORGEN (MITTEN IM WINTER), FÜR IMMER, MIT SEINER FRÜHLINGSJACKE IN DIE KITA GEHEN.

Donnerstag, 16. Januar 2020

KiTa-Abholzeit, es ist soweit!


Selten, sehr selten liegen das größte Mutterglück und die pure Mutterverzweiflung so dicht beieinander wie zur Abholzeit in einer KiTa. Eine KiTa ist ein magischer Ort. Frei nach dem Motto:
„Was in der KiTa passiert, bleibt in der KiTa.“ Zusätzlich frei nach dem Motto: „Du bist nicht mehr du selbst.“ Und das gilt wohl für Alle. Mütter, Erzieher, Kinder. Irgendwie sind da alle anders. Und schmeißt du dein Kind als dein Kind in diesen mysteriösen Raum, so holst du es ab als eine Überraschungstüte. Spannend. Unglaublich spannend……Wenn man denn auf Spannung und Überraschungen steht. Nun denn beginnen wir vorne und vorne ist da wo das größte Mutterglück beginnt. Den ganzen Morgen, ja quasi den ganzen Tag freue ich mich auf diesen einen Moment. Das ist DER Moment des Tages und den hat mir bitte keiner kaputt zu machen. Ja, auch nicht jemand, der mich mittags aufhält, oder vor mir zu langsam fährt, sodass ich es nicht pünktlich in die KiTa schaffe. Es ist der Moment, in dem sich mittags die Tür der Krippengruppe des Sohnes öffnet. 15 kleine Kinder stürmen mit großen, erwartungsvollen, suchenden Augen in den Flur. Jedes Kind sucht in der Menschenmenge seine Mutter. Und nach verwirrtem hin- und her schauen haben die Augen meines Jungen mich gefunden. Er strahlt, ruft „Mama“ und rennt so schnell er kann in seinem Pinguingang in meine Arme. Er drückt sich an mich und ist mit sich und der Welt im Reinen. Er hat mich wieder. Seine Mama kommt, um ihn abzuholen. Und ich habe ihn wieder. Meinen kleinen Sohn, den ich für mein Dafürhalten viel zu lange von mir weggebe. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Und ich weiß, dass es jeder Mutter in genau diesem Moment so geht. Nicht umsonst stehen um kurz vor 12 schon viele viele Mütter bereits nervös im Flur und warten auf ihr Kind.
So genug der Gefühlsduselei. Dann beginnt der Ernst des Lebens. Der Kampf ums Überleben, denn schließlich gilt es ab nun mit zwei tickenden Zeitbomben zu hantieren. Bescheuertes Wagnis. Und eins hab ich gelernt…. Es ist egal welches Kabel ich durchschneide, die Bomben explodieren. Entschärfung ausgeschlossen. Mein Motto: Irgendwie unbeschadet da durchkommen. Ach ja und: Contenance! Lächeln…. Und nett aussehen. Das Motto der Kinder: Mama ganz und gar nicht unbeschadet dadurch bringen. EXPLODIEREN, ESKALIEREN.
Nachdem ich also den schönsten Moment des Tages mit meinem Sohn erlebt habe und wir die Welt um uns herum für 1 Minute vergessen, geht es los:
Ich ziehe ihn an (noch auf seiner Krippenseite der KiTa), dann durchschreiten wir das Tor des Grauens: Es geht zur Kindergartenseite, auf der sich die Tochter befindet. Während ich vorsichtig zur Tür schreite, um das Mädchen zu begrüßen… driftet der Junge das erste Mal ab und spielt mit älteren Kindern. Das ist zunächst gut und verschafft mir wertvolle (leise) Zeit bei der Tochter.
Während ich auch von ihr noch vor einigen Wochen freudig begrüßt wurde, werde ich nun meist mit Sätzen a la: „Was willst du denn hier?“, oder „Nöööö, ich mal noch.“, empfangen. Das ist schonmal eine super Basis, wenn die motivierte Mutter von heutzutage doch plant den Laden möglichst zügig und auch möglichst unauffällig zu verlassen. Der Junge nähert sich derweil an und während ich noch versuche mit der Friedenspfeife in der Hand das Mädchen von meiner Sicht der Dinge zu überzeugen, schleicht er an uns vorbei und ist verloren. ER ist verloren, ich bin verloren , wir alle sind verloren, …. Im Spielparadies (der Hölle) Kindergarten. Ein Ort, aus dem ein 2-Jähriger sich niemals ohne Widerworte entfernen lassen wird und schonmal gar nicht mein 2 -Jähriger der Wutanfälle und Jähzornigkeit in Perfektion beherrscht.
Nun denn, ich diskutiere mit der Tochter. Sich selber anziehen ohne Diskussion und Streit gerade undenkbar, ich wähle also den leichten Weg und ziehe sie (wenn auch gegen ihren Willen) an . So. Die Kinder sind angezogen. Wir könnten dann jetzt gehen.
Tun wir aber nicht. Ich versuche den Jungen aus der Hölle zu entfernen. Dies kommt dem Durchschneiden gleich beider Drähte der Bombe gleich! ALARM! Ich trage ihn schreiend heraus, schließe die Tür des Raumes hinter mir. Das Mädchen ist weg. Ich suche es. Es versteckt sich im Zelt und siehe da. Die Jacke hat sie nicht mehr an. Die Mütze ist auch verschwunden. Ich setze den, immer noch weinenden Jungen, ab und suche nach Jacke und Mütze…. Ich werde schnell fündig und ziehe es dem Mädchen ein zweites Mal an. Der Junge liegt demonstrierend auf dem Boden. Die erste Mutter fragt mich, warum mein Kind denn wohl weinen würde. Ich reagiere freundlich. Ich schnappe mir zwei Kindergartentaschen, 5 gemalte Bilder, 2 gebastelte „Irgendwas“ , 4 Kraken (3 vom Mädchen, 1 vom Jungen), zwei Schnuller, zwei Sonnenbrillen, 2 Regenschirme (ja, sinnlos, ich weiß, aber ohne diese Utensilien hätten wir es leider morgens nicht mehr pünktlich hin geschafft) und meinen Autoschlüssel. Achja. Hatte ich schon erwähnt, dass ich, egal wie kalt es ist, ohne Jacke in das Gebäude gehe? Die ganze Abholaktion bringt mich derart ins Schwitzen, dass eine Jacke purer Mord wäre. Zudem wäre es zusätzlicher Ballast, welcher zum Auto manövriert werden müsste. Das Mädchen steht bockig an der Tür und erklärt, dass es nur gehen würde, wenn es selbst den Knopf drücken dürfe.
(TÜRSUMMER an KiTa -Türen wurden nur aus einem einzigen Grund erschaffen: Sie sollen Eltern das Leben schwer machen. Wie soll man bitte mit Kind, oder noch besser zwei Kindern, Taschen, Rümpel, bla,... den Summer mit einer Hand betätigen und die Tür dann mit der anderen Hand öffnen?! Richtig. GAR NICHT!)
Also drücke ich den Summer das erste Mal, schmeiße Taschen und Gerümpel in den Vorflur der KiTa, hebe dann Kind 1 hoch zum Summer…… und siehe das es drückt den Summer nicht, sondern beginnt zu weinen, weil es ihren Erzieherinnen noch nicht „Tschüss“ gesagt hat….
Ich setze es ab, es rennt fort. Ich warte.
Es kommt wieder. Ich hebe es erneut hoch zum Summer, öffne die Tür und stelle es ebenfalls zu den Taschen in den Vorflur. Tja und dann ist da ja noch Kind 2. Denn wie der Zufall es so will, steht neben der Ausgangstür ein Autotisch. Ist total klasse. Ein Tisch also, mit Autos. Junge und Autos. Untrennbar. UNTRENNBAR!!! Die Autos gehören aber nun mal nicht dem Jungen, sondern dem Kindergarten. Man muss das Untrennbare also trennen und das bringt das Fass derart zum Überlaufen, dass Erzieherin 1 sichergeht, dass alles in Ordnung ist, während Mutter 2 und 3 fragen, warum mein Junge denn wohl so herzzerreißend weinen würde. Wie dem auch sei. Ich lasse ihn brüllend den Summer drücken, hieve ihn in den Vorflur, zu dem Rest. Er schmeißt sich theatralisch auf den Boden und schreit. (Jeden Mittag) Tja und da steh ich. Gute 30 Minuten sind derweil vergangen. 99 % Der abholenden Mütter sind in der Zwischenzeit rein und wieder raus und an uns vorbei und ich krieg es irgendwie nicht so richtig hin. Was solls!? Lächeln und nett ausschauen ist die Devise. Und dann kommt mir der Spruch einer Mutter in den Kopf, den ich vor ein paar Tagen gehört habe : „Du hast es total gut! Es ist ja sicherlich sehr praktisch, wenn man zwei Kinder gleichzeitig in die gleiche Einrichtung bringen kann.“  Innerlich lach ich mich kaputt….., bringe die Tochter ins Auto, dann die Taschen und das Gerümpel und dann habe ich wieder genug Energie mich dem kleinen , trotzigen Jungen zu widmen , der mir doch ein paar Minuten zuvor die schönste Minute des Tages beschert hatte.