Donnerstag, 16. Januar 2020

KiTa-Abholzeit, es ist soweit!


Selten, sehr selten liegen das größte Mutterglück und die pure Mutterverzweiflung so dicht beieinander wie zur Abholzeit in einer KiTa. Eine KiTa ist ein magischer Ort. Frei nach dem Motto:
„Was in der KiTa passiert, bleibt in der KiTa.“ Zusätzlich frei nach dem Motto: „Du bist nicht mehr du selbst.“ Und das gilt wohl für Alle. Mütter, Erzieher, Kinder. Irgendwie sind da alle anders. Und schmeißt du dein Kind als dein Kind in diesen mysteriösen Raum, so holst du es ab als eine Überraschungstüte. Spannend. Unglaublich spannend……Wenn man denn auf Spannung und Überraschungen steht. Nun denn beginnen wir vorne und vorne ist da wo das größte Mutterglück beginnt. Den ganzen Morgen, ja quasi den ganzen Tag freue ich mich auf diesen einen Moment. Das ist DER Moment des Tages und den hat mir bitte keiner kaputt zu machen. Ja, auch nicht jemand, der mich mittags aufhält, oder vor mir zu langsam fährt, sodass ich es nicht pünktlich in die KiTa schaffe. Es ist der Moment, in dem sich mittags die Tür der Krippengruppe des Sohnes öffnet. 15 kleine Kinder stürmen mit großen, erwartungsvollen, suchenden Augen in den Flur. Jedes Kind sucht in der Menschenmenge seine Mutter. Und nach verwirrtem hin- und her schauen haben die Augen meines Jungen mich gefunden. Er strahlt, ruft „Mama“ und rennt so schnell er kann in seinem Pinguingang in meine Arme. Er drückt sich an mich und ist mit sich und der Welt im Reinen. Er hat mich wieder. Seine Mama kommt, um ihn abzuholen. Und ich habe ihn wieder. Meinen kleinen Sohn, den ich für mein Dafürhalten viel zu lange von mir weggebe. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Und ich weiß, dass es jeder Mutter in genau diesem Moment so geht. Nicht umsonst stehen um kurz vor 12 schon viele viele Mütter bereits nervös im Flur und warten auf ihr Kind.
So genug der Gefühlsduselei. Dann beginnt der Ernst des Lebens. Der Kampf ums Überleben, denn schließlich gilt es ab nun mit zwei tickenden Zeitbomben zu hantieren. Bescheuertes Wagnis. Und eins hab ich gelernt…. Es ist egal welches Kabel ich durchschneide, die Bomben explodieren. Entschärfung ausgeschlossen. Mein Motto: Irgendwie unbeschadet da durchkommen. Ach ja und: Contenance! Lächeln…. Und nett aussehen. Das Motto der Kinder: Mama ganz und gar nicht unbeschadet dadurch bringen. EXPLODIEREN, ESKALIEREN.
Nachdem ich also den schönsten Moment des Tages mit meinem Sohn erlebt habe und wir die Welt um uns herum für 1 Minute vergessen, geht es los:
Ich ziehe ihn an (noch auf seiner Krippenseite der KiTa), dann durchschreiten wir das Tor des Grauens: Es geht zur Kindergartenseite, auf der sich die Tochter befindet. Während ich vorsichtig zur Tür schreite, um das Mädchen zu begrüßen… driftet der Junge das erste Mal ab und spielt mit älteren Kindern. Das ist zunächst gut und verschafft mir wertvolle (leise) Zeit bei der Tochter.
Während ich auch von ihr noch vor einigen Wochen freudig begrüßt wurde, werde ich nun meist mit Sätzen a la: „Was willst du denn hier?“, oder „Nöööö, ich mal noch.“, empfangen. Das ist schonmal eine super Basis, wenn die motivierte Mutter von heutzutage doch plant den Laden möglichst zügig und auch möglichst unauffällig zu verlassen. Der Junge nähert sich derweil an und während ich noch versuche mit der Friedenspfeife in der Hand das Mädchen von meiner Sicht der Dinge zu überzeugen, schleicht er an uns vorbei und ist verloren. ER ist verloren, ich bin verloren , wir alle sind verloren, …. Im Spielparadies (der Hölle) Kindergarten. Ein Ort, aus dem ein 2-Jähriger sich niemals ohne Widerworte entfernen lassen wird und schonmal gar nicht mein 2 -Jähriger der Wutanfälle und Jähzornigkeit in Perfektion beherrscht.
Nun denn, ich diskutiere mit der Tochter. Sich selber anziehen ohne Diskussion und Streit gerade undenkbar, ich wähle also den leichten Weg und ziehe sie (wenn auch gegen ihren Willen) an . So. Die Kinder sind angezogen. Wir könnten dann jetzt gehen.
Tun wir aber nicht. Ich versuche den Jungen aus der Hölle zu entfernen. Dies kommt dem Durchschneiden gleich beider Drähte der Bombe gleich! ALARM! Ich trage ihn schreiend heraus, schließe die Tür des Raumes hinter mir. Das Mädchen ist weg. Ich suche es. Es versteckt sich im Zelt und siehe da. Die Jacke hat sie nicht mehr an. Die Mütze ist auch verschwunden. Ich setze den, immer noch weinenden Jungen, ab und suche nach Jacke und Mütze…. Ich werde schnell fündig und ziehe es dem Mädchen ein zweites Mal an. Der Junge liegt demonstrierend auf dem Boden. Die erste Mutter fragt mich, warum mein Kind denn wohl weinen würde. Ich reagiere freundlich. Ich schnappe mir zwei Kindergartentaschen, 5 gemalte Bilder, 2 gebastelte „Irgendwas“ , 4 Kraken (3 vom Mädchen, 1 vom Jungen), zwei Schnuller, zwei Sonnenbrillen, 2 Regenschirme (ja, sinnlos, ich weiß, aber ohne diese Utensilien hätten wir es leider morgens nicht mehr pünktlich hin geschafft) und meinen Autoschlüssel. Achja. Hatte ich schon erwähnt, dass ich, egal wie kalt es ist, ohne Jacke in das Gebäude gehe? Die ganze Abholaktion bringt mich derart ins Schwitzen, dass eine Jacke purer Mord wäre. Zudem wäre es zusätzlicher Ballast, welcher zum Auto manövriert werden müsste. Das Mädchen steht bockig an der Tür und erklärt, dass es nur gehen würde, wenn es selbst den Knopf drücken dürfe.
(TÜRSUMMER an KiTa -Türen wurden nur aus einem einzigen Grund erschaffen: Sie sollen Eltern das Leben schwer machen. Wie soll man bitte mit Kind, oder noch besser zwei Kindern, Taschen, Rümpel, bla,... den Summer mit einer Hand betätigen und die Tür dann mit der anderen Hand öffnen?! Richtig. GAR NICHT!)
Also drücke ich den Summer das erste Mal, schmeiße Taschen und Gerümpel in den Vorflur der KiTa, hebe dann Kind 1 hoch zum Summer…… und siehe das es drückt den Summer nicht, sondern beginnt zu weinen, weil es ihren Erzieherinnen noch nicht „Tschüss“ gesagt hat….
Ich setze es ab, es rennt fort. Ich warte.
Es kommt wieder. Ich hebe es erneut hoch zum Summer, öffne die Tür und stelle es ebenfalls zu den Taschen in den Vorflur. Tja und dann ist da ja noch Kind 2. Denn wie der Zufall es so will, steht neben der Ausgangstür ein Autotisch. Ist total klasse. Ein Tisch also, mit Autos. Junge und Autos. Untrennbar. UNTRENNBAR!!! Die Autos gehören aber nun mal nicht dem Jungen, sondern dem Kindergarten. Man muss das Untrennbare also trennen und das bringt das Fass derart zum Überlaufen, dass Erzieherin 1 sichergeht, dass alles in Ordnung ist, während Mutter 2 und 3 fragen, warum mein Junge denn wohl so herzzerreißend weinen würde. Wie dem auch sei. Ich lasse ihn brüllend den Summer drücken, hieve ihn in den Vorflur, zu dem Rest. Er schmeißt sich theatralisch auf den Boden und schreit. (Jeden Mittag) Tja und da steh ich. Gute 30 Minuten sind derweil vergangen. 99 % Der abholenden Mütter sind in der Zwischenzeit rein und wieder raus und an uns vorbei und ich krieg es irgendwie nicht so richtig hin. Was solls!? Lächeln und nett ausschauen ist die Devise. Und dann kommt mir der Spruch einer Mutter in den Kopf, den ich vor ein paar Tagen gehört habe : „Du hast es total gut! Es ist ja sicherlich sehr praktisch, wenn man zwei Kinder gleichzeitig in die gleiche Einrichtung bringen kann.“  Innerlich lach ich mich kaputt….., bringe die Tochter ins Auto, dann die Taschen und das Gerümpel und dann habe ich wieder genug Energie mich dem kleinen , trotzigen Jungen zu widmen , der mir doch ein paar Minuten zuvor die schönste Minute des Tages beschert hatte.


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