Freitag, 10. Mai 2019

Einkaufen mit (Klein-)Kindern


Einkaufen gehen mit Kindern ist eine Sache für sich.....
Diese Sache ist nicht immer schlecht, im Gegenteil, sie kann ganz viel Spaß machen, aber an einem gewissen Punkt in der Entwicklung des Kindes, ist es das Horrorszenario schlecht hin.
Man könnte sagen, dass der kleine Junge genau nun an diesem gewissen Punkt angekommen ist.

Wenn Babys auf die Welt kommen ist Einkaufen toll! Sie liegen in ihrem Maxi Cosi und schlafen oder schauen auf Grund der liegenden Position hoch oben auf dem Einkaufswagen an die Decke und lassen sich von den Lichtern beduseln. Genug Zeit für die Mutter (und den Vater und die restliche Familie) zu schlendern. Meist sind die Babys so zufrieden (gesetzt des Falls, dass jegliche Grundbedürfnisse wie Hunger, Durst, Windel usw. vor dem Einkauf gestillt wurden).
Diese Zeit sollte man als Mutter wirklich zu schätzen wissen. Das Baby weiß ja nicht, durch was für ein Paradies es geschoben wird. Wie auch ? Es sieht nichts , gleitet schwebend über die Köstlichkeiten, die die Mutter einpackt oder eben nicht. Und selbst wenn das Baby es sieht , ist es noch nicht in der Lage es zu begreifen. Die meisten Babys wissen ja nicht mal was ihnen entgeht. Nämlich , dass ein Schokoriegel sehr viel geiler ist , als die Muttermilch .
Wie dem auch sei.
Wenige Monate später beginnt das Kind zu sitzen und ist so mit Stolz erfüllt, dass es im Stande ist in einem Einkaufswagen zu sitzen, dass es das Paradies um sich herum nicht wahrnimmt. Es hat Augen für die Mama, die es schiebt. Für mehr nicht. Sitzen und Mama. Zwei tolle Sachen.
Auch das ist eine Zeit, die jede Mutter zu schätzen wissen sollte, denn von einem auf den anderen Tag wendet sich das Blatt!

Nämlich genau zu dem Zeitpunkt, wenn das Kind zum ersten Mal begreift, was da vor sich geht:

Man ist gefangen in einem metallenen Käfig und wird geschoben durch Gänge mit Sachen, die alle toll sind. Bunt, lecker, kann man aufmachen, draufhauen, wegwerfen, anschauen …. was auch immer. Einfach richtig coole Sachen. Massen ! Ganze Gänge mit Regalen voll mit Sachen ,die allesamt besser sind als das was zu Hause so los ist. So und dann kommt hinzu... dass das Kind mittlerweile so klug ist zu begreifen, was sich hinter einigen Verpackungen verbirgt. …. Ein Schokoriegel beispielsweise wird auf 20 Metern an der Verpackung erkannt.
Und nun kommt für das Kind der schreckliche Umstand hinzu, dass es nun mal gefangen ist und die fiese, wirklich fiese Mutter entscheidet, was in dem Einkaufswagen landet. Noch schlimmer: landet etwas Tolles drin, entscheidet die Mutter, wann dies geöffnet werden darf.
( Der Sinn einer Kasse , sowie der Bezahlvorgang an sich überschreiten jedoch leider die kognitiven Grenzen des Kindes)

Was soll ich sagen :
In diese Phase kommt tatsächlich jedes Kind. Der Charakter des Kindes bestimmt jedoch wie ausgeprägt die Frustration über diese Situation ist. Des weiteren entscheiden die Gene wie ausgeprägt das Stimm-Organ des jeweiligen Kindes ist.

In dieser Hinsicht habe ich bei meinem kleinen Jungen wohl Pech gehabt:
Frustration 100%!
Stimmgewalt 100% !

Es trug sich heute so zu :
Ich setzte den Jungen in den Einkaufswagen und das Mädchen neben den Einkaufswagen .
Ich zu dem Mädchen:
„Wir müssen heute rennen! Wir dürfen nicht zu lange stehen bleiben. Dann schreit Eik!“
Das Mädchen stimmte ein, wir rannten los:
Brot, Butter,
Gang mit Süßigkeiten gekonnt umfahren, check! Lief gut.
Milch, Käse, check!
Wir rannten was das Zeug hielt.
Dann : Die Truhen mit dem Eis. Game Over. Der Junge wirft einen Blick in die Truhe und sagt erst leise: „Auf!“ , dann lauter: „Auf.“ Dann beginnt er zu schreien . Ich schmunzle. Ich weiß wie es weitergeht und was soll ich sagen :
Irgendwie lässt es mich kalt. Vielleicht weil es das zweite Kind ist?
Er schreit : „Maaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaama, auf, auf auf!“ Er weint.
Die Tochter fragt, ob sie das Eis kaufen können. Ich stimme ein. Warum nicht? Hopfen und Malz sind eh verloren. Naja . Nur noch ein Gang bis zur Kasse. Ich gebe den Eiskarton in die Hände des Jungen . In der Hoffnung, dass ihn das glücklich stimmt.... zumindest bis zur Kasse.
Tut es nicht. Er schreit, heult, würgt, will sich übergeben, weil er so wütend ist.
Ja, er möchte ein Eis! Jetzt! Jeeeeeeeeeeeeetzt . Das weiß nun der ganze Laden.
Ich bleibe ruhig. Er nicht.
Leute gehen an mir vorbei und grinsen , oder halten sich wahlweise die Ohren zu. Ich versteh nichts mehr. Mein Ohr dröhnt. Die Tochter macht mich darauf aufmerksam, dass wir besser wieder rennen, damit wir schnell wieder beim Auto sind. Okay. Wir rennen zur Kasse.
Und wenn man denkt , er hat alle Oktaven durch geschrien, so setzt er noch einen drauf , in jenem Moment, in dem ich das Eis, was er schreiend in der Hand hält, auf das Kassenband legen muss.
Er würgt. Dicke Tränen kullern über sein Gesicht. Tja kognitive Herausforderung. Woher soll er denn wissen, dass er das Paket gleich wieder bekommt. Ich würde auch zunächst denken , dass die Frau an der Kasse das Eis klauen will!?
Als wir dran sind, spitzt sich alles nochmal zu.
Er ist knallrot, würgt weiterhin und schreit in einer Lautstärke, dass sich die drei Leute hinter mir an der Kasse die Ohren zu halten.
Ich grinse alle an, auch ihn.
Noch bei der Tochter bin ich tausend Tode gestorben, weil ich diese Situationen so unangenehm fand, aber nun ? Nichts.
Ich packe meine Sachen seelenruhig ein und versuche ihn vergebens zu beruhigen. Und dann passiert es:
Die Tochter schmeißt sich vor dem Einkaufswagen auf den Boden und macht den Jungen in affigem Ton nach: „ wähhhhhhh, wähhhhhhhh!“Dabei zappelt sie wild mit Armen und Beinen auf dem Boden herum. Ich muss laut los lachen.
Und auf meine Frage , ob sie ihren Bruder nun auch noch nachmachen muss, sagt sie:
„ Ja! Er nervt mit seinem Gejammer!“
Er ist zwar unbeeindruckt, aber der ganze Laden muss lachen. Irgendwie eine ganz lustige Erfahrung, wenn man es mit schwarzem Humor sieht.
Wir verlassen den Laden , ich gebe dem Jungen im Auto ein Eis. Ruhe.
Ich bin kein bisschen gestresst, denn ich weiß.... es ist nur ein Phase und irgendwann ist das Einkaufen auch mit ihm wieder ganz ganz toll. Das sehe ich ja an seiner Schwester.  

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