Freitag, 1. März 2019

Brief an meine trotzige Tochter


Liebe Kaja

Puh, was machen wir nur für eine Zeit durch? Wir kämpfen,... du als Tochter , ich als Mutter. Jeder kämpft tagein, tagaus um seine Position. Was sind das nur für sinnlose Kämpfe? Kämpfe die keiner gewinnen kann und die unser Verhältnis zueinander gerade massiv stören... Das macht mich traurig, denn es ist doch ein Kampf gegen eine Phase, die ich bevor ich Kinder hatte immer belächelt- und für nicht existent gehalten habe!
TROTZPHASE. Igitt. Ich dachte immer, dass sich das jene Mütter ausgedacht haben, die mit ihren Kindern nicht klar kommen. Mir schien dieses Wort „Trotzphase“ stets eine geeignete Ausrede für faule Mütter. Tja. Wieder werde ich eines Besseren belehrt. Wieder zeigst du mir.... meine liebe Tochter, dass der Hase eben doch anders läuft, wenn man eigene Kinder hat. Wieder lässt du mich dumm da stehen , indem du mir zeigst wie schnell du mich aus der Fassung bringen kannst, wie leicht ich verzweifel und wie oft ich gerade überfordert bin mit deiner Art.
Ich habe das Gefühl ich kann nichts richtig machen.... denn ich kann es dir einfach nicht Recht machen. Du bist mit Allem unzufrieden und ich bekomme deine Wut zu spüren.
Und dann macht deine Wut mich so unfassbar wütend, dass wir beide wütend sind und beide schreien, oder weinen , oder beides.
Ich komme mit diesem Umgang nicht besonders gut klar und mache mir so meine Gedanken .
Und gestern fiel es mir wie Schuppen von den Augen :
Erinnerst du dich ?
Du bist im Auto eingeschlafen und mir war klar, wenn ich dich wecke, endet das standardmäßig in einem großen Trotzdrama. Dennoch musste ich dich wecken. Sofort hast du die Worte „Paw Patrol“ gestammelt und um einen großen Heulkrampf zu umgehen hab ich zugestimmt und dich vor den Laptop gesetzt. Natürlich war das auch wieder falsch und du fingst bitterlich an zu weinen.
Als ich zu dir ging und fast schon wieder genervt reagieren wollte...., sagtest du : „Kannst du mich auf den Arm nehmen und halten wie ein Baby?“
Das hat mich so gerührt. Wieso kannst du als Tochter so klar und deutlich benennen, was du gerade brauchst , nämlich einfach nur die Liebe deiner Mutter,.... und ich als Mutter seh den Wald vor lauter Bäumen nicht?!
Ich nahm dich auf den Arm, wie ein Baby. Auf einmal warst du wieder ganz klein. Für 20 Minuten. So saßen wir da auf dem Sofa. Solche Momente sind so so selten. Die Zeit rennt, die Termine setzen einen unter Druck.
Und mir wurde in diesem Moment Vieles klar:
Es tut mir Leid, dass ich dich in dieser Phase , in der du selbst nicht weißt wo oben und unten ist , nicht mehr unterstütze. Es tut mir unendlich Leid, dass ich gegen dich kämpfe, obwohl ich dir helfen sollte. Du sprichst gerade eine Sprache , die ich nicht verstehe, die du aber noch weniger verstehst. Du lernst, dass du ein eigenständiger Mensch bist. Du merkst, dass es auf der Welt tausend Regeln gibt, die du nicht verstehst und du merkst, das Jemand anderes dir den ganzen Tag sagt, was du zu tun hast und noch schlimmer: Was du nicht zu tun hast. Wenn ich diese Erkenntnisse neu gewinnen würde, wäre ich auch erst einmal bockig.
Was ich damit sagen will ist, dass ich dich verstehe... ich verstehe dich darin , dass du selbst manchmal nicht so genau weißt, was du gerade tust, weil deine kleine Welt gerade Kopf steht, weil eben diese Welt immer größer wird. Das macht Angst, ich weiß!
Ich bin dankbar dafür, dass du gestern gesagt hast, dass du mich brauchst. Und umso mehr tut es mir Leid, dass ich nicht von selbst drauf gekommen bin . Wir kämpfen, wir streiten, wir schreien, wir weinen..... aber letztlich willst du einfach nur meine Unterstützung.
Und das verspreche ich dir , meine kleine Kaja:
Ich helfe dir durch diese blöde Phase. Ich lache nicht mehr über deine Wutanfälle, was dich regelmäßig noch wütender macht, ich schreie nicht mehr, ich bin auch nicht mehr wütend.....
Ich bin für dich da,
in Liebe deine Mama

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