Liebe Kaja
Puh, was machen wir nur für eine Zeit
durch? Wir kämpfen,... du als Tochter , ich als Mutter. Jeder kämpft
tagein, tagaus um seine Position. Was sind das nur für sinnlose
Kämpfe? Kämpfe die keiner gewinnen kann und die unser Verhältnis
zueinander gerade massiv stören... Das macht mich traurig, denn es
ist doch ein Kampf gegen eine Phase, die ich bevor ich Kinder hatte
immer belächelt- und für nicht existent gehalten habe!
TROTZPHASE. Igitt. Ich dachte immer,
dass sich das jene Mütter ausgedacht haben, die mit ihren Kindern
nicht klar kommen. Mir schien dieses Wort „Trotzphase“ stets eine
geeignete Ausrede für faule Mütter. Tja. Wieder werde ich eines
Besseren belehrt. Wieder zeigst du mir.... meine liebe Tochter, dass
der Hase eben doch anders läuft, wenn man eigene Kinder hat. Wieder
lässt du mich dumm da stehen , indem du mir zeigst wie schnell du
mich aus der Fassung bringen kannst, wie leicht ich verzweifel und
wie oft ich gerade überfordert bin mit deiner Art.
Ich habe das Gefühl ich kann nichts
richtig machen.... denn ich kann es dir einfach nicht Recht machen.
Du bist mit Allem unzufrieden und ich bekomme deine Wut zu spüren.
Und dann macht deine Wut mich so
unfassbar wütend, dass wir beide wütend sind und beide schreien,
oder weinen , oder beides.
Ich komme mit diesem Umgang nicht
besonders gut klar und mache mir so meine Gedanken .
Und gestern fiel es mir wie Schuppen
von den Augen :
Erinnerst du dich ?
Du bist im Auto eingeschlafen und mir
war klar, wenn ich dich wecke, endet das standardmäßig in einem
großen Trotzdrama. Dennoch musste ich dich wecken. Sofort hast du
die Worte „Paw Patrol“ gestammelt und um einen großen Heulkrampf
zu umgehen hab ich zugestimmt und dich vor den Laptop gesetzt.
Natürlich war das auch wieder falsch und du fingst bitterlich an zu
weinen.
Als ich zu dir ging und fast schon
wieder genervt reagieren wollte...., sagtest du : „Kannst du mich
auf den Arm nehmen und halten wie ein Baby?“
Das hat mich so gerührt. Wieso kannst
du als Tochter so klar und deutlich benennen, was du gerade brauchst
, nämlich einfach nur die Liebe deiner Mutter,.... und ich als
Mutter seh den Wald vor lauter Bäumen nicht?!
Ich nahm dich auf den Arm, wie ein
Baby. Auf einmal warst du wieder ganz klein. Für 20 Minuten. So
saßen wir da auf dem Sofa. Solche Momente sind so so selten. Die
Zeit rennt, die Termine setzen einen unter Druck.
Und mir wurde in diesem Moment Vieles
klar:
Es tut mir Leid, dass ich dich in
dieser Phase , in der du selbst nicht weißt wo oben und unten ist ,
nicht mehr unterstütze. Es tut mir unendlich Leid, dass ich gegen
dich kämpfe, obwohl ich dir helfen sollte. Du sprichst gerade eine
Sprache , die ich nicht verstehe, die du aber noch weniger verstehst.
Du lernst, dass du ein eigenständiger Mensch bist. Du merkst, dass
es auf der Welt tausend Regeln gibt, die du nicht verstehst und du
merkst, das Jemand anderes dir den ganzen Tag sagt, was du zu tun
hast und noch schlimmer: Was du nicht zu tun hast. Wenn ich diese
Erkenntnisse neu gewinnen würde, wäre ich auch erst einmal bockig.
Was ich damit sagen will ist, dass ich
dich verstehe... ich verstehe dich darin , dass du selbst manchmal
nicht so genau weißt, was du gerade tust, weil deine kleine Welt
gerade Kopf steht, weil eben diese Welt immer größer wird. Das
macht Angst, ich weiß!
Ich bin dankbar dafür, dass du gestern
gesagt hast, dass du mich brauchst. Und umso mehr tut es mir Leid,
dass ich nicht von selbst drauf gekommen bin . Wir kämpfen, wir
streiten, wir schreien, wir weinen..... aber letztlich willst du
einfach nur meine Unterstützung.
Und das verspreche ich dir , meine
kleine Kaja:
Ich helfe dir durch diese blöde Phase.
Ich lache nicht mehr über deine Wutanfälle, was dich regelmäßig
noch wütender macht, ich schreie nicht mehr, ich bin auch nicht mehr
wütend.....
Ich bin für dich da,
in Liebe deine Mama
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