Wir machen total gerne Ausflüge, denn
wir haben Spaß daran raus zu kommen und was zu sehen.
Mit einem Kind war das Ganze wirklich
easy, mit einem Kleinkind und einem Baby auch. Das Baby fiel
schließlich nicht auf und schlief , oder hing halt in der Trage und
war zufrieden und Essen war schließlich ( Dem Stillen sei Dank)
immer verfügbar. Alles lief immer super. Jetzt hat sich die Lage
drastisch geändert.....wie ich feststellen musste. Die
krankheitsbedingten ausflugsfreien Monate machten aus dem Baby ein
Kleinkind und somit sind es zwei Kleinkinder und ein Ausflug mit zwei
Kleinkindern: Puhhhh, nicht mehr so easy. Gaaaar nicht mehr so easy.
Zwischen dem Entschluss „Wir machen
Heute einen Ausflug“ und dem tatsächlichen Beginn der Autofahrt
lagen 1,5 Stunden. Nun gut, wir haben es ruhig angehen lassen, aber
um ehrlich zu sein hätte ich nach den ganzen Vorbereitungen schon
ein Nickerchen verkraften können:
Der Entschluss fiel am Frühstückstisch
: Ans Meer sollte es gehen und vorher ins „Aquarium“.
Dann galt es den Frühstückstisch
abzuräumen. Der Mann machte sich derweil auf, sämtliche Autositze in
dem Auto zu montieren, mit dem es los gehen sollte. Der Kofferraum
musste auch noch entrümpelt werden, damit genug Platz ist für den
ganzen Kinderrümpel. Denn mit einem Kind oder gar zwei Kindern
irgendwo hinzufahren ist wie ein Umzug. Der halbe Hausstand kommt mit
und dann vergisst man doch noch die Hälfte.
Ich machte mich schließlich an das
„Packen“ ! Wie sehr ich das hasse, aber nun gut .
- Matschhosen
- Gummistiefel
- dickere Kleidung
- Mützen
- Wechselklamotten ( 3Hosen, 2 Pullover, 2 Paar Socken, 1 Body, 2 Schlüpfer, 2 Unterhemden.......Tasche voll)
- Pampers
- Feuchttücher
- Wickelunterlage
- 1 Buggy
- 4 Getränke
- eine Knabberbox
- 2 Fruchtriegel
- meine Handtasche ( den Inhalt dieser aufzuzählen lasse ich , aus Eigenschutz, besser bleiben)
- Schnuller
- Kuschelzeugs
- Bücher für die Autofahrt
Fertig. Rückblickend habe ich beim
Schreiben schon dieses beklemmende Gefühl Etwas vergessen zu haben.
Einen zweiten Buggy zum Beispiel.
Wie dem auch sei: Der Kofferraum war
voll. Und eine laaaaaange Weile später war ich dann auch startklar
und dann waren auch die Kinder angezogen (Es ist total schön wenn
ein Kind sich alleine anziehen kann, es daaaaaaaaaauert nur ewig und
man braucht viel Geduld) und die Tiere bekamen noch was zu Essen und
der Hund kam nochmal raus und dann konnte es schon losgehen.
Eine Stunde Autofahrt wartete auf mich
und während ich ohne Kinder diese Zeit als Beifahrerin als magisch
empfand , empfinde ich sie nun als …. nicht mehr so magisch. Eher
das Gegenteil von magisch....
Wir fahren also los . Der Mann bemerkt
ziemlich zügig, dass wir genau zur Schlafenszeit der Kinder beim
Ausflugsziel ankommen werden. Panik macht sich in meinen Augen breit.
An den Schlafenszeiten kratzt man besser nicht, das kann fatal enden.
Nach 5 Minuten Fahrt fragt die Tochter
das erste Mal , wann wir da sein werden. Die Frage wiederholt sich
innerhalb einer Stunde 48 Mal.
Dann folgen 3 Lieder, 10 Mal
Trinkflaschen nach hinten reichen und wieder aufheben, Maisstangen
nach hinten reichen, Bücher wieder aufheben, wieder 3 Lieder und
während mein Nacken schon schmerzt vom vielen Umdrehen und Aufheben
und Kinder bespaßen , merke ich wie ich müde werde und mit mir die
zwei Kinder und zack.... sie schlafen. Ahhhhhh! Das ist nicht gut.
Gar nicht gut. Schlafende Kinder zur falschen Zeit bedeutet Krieg.
20 Minuten später kommen wir an und
müssen zwei Kinder wecken. Krieg! Ich sag es ja.
Und während wir unsere mauligen Kinder
aus dem Auto buchsieren, steigt neben uns die klassische
Bilderbuch-JackWolfskin-Allessoeinfach-Familie aus. Jung gebliebene,
hippe Eltern mit ihren schnieken drei Kindern, alle gut drauf, alle
bestens gekleidet und vor allem: Alle sauber. Bähhhhh!, die steigen
aus ihrem super Schlitten , wo von Kinder-Müll und Keksresten so gar
nichts zu sehen ist..... Die Situation lässt man besser
unkommentiert.
Wir also rein in das Aquarium. (Nach
dem der halbe Hausstand aus dem Auto geladen und mitgenommen
wurde)Der Junge im Buggy, das Mädchen zu Fuß. 2 Minuten später ist
der Junge nicht mehr im Buggy. Er zappelt sich von Becken zu Becken
und versucht zu klettern. Ja so ist er eben. Die Tatsache, dass es
sich an Glasscheiben schwer hochklettern lässt, erzürnt ihn
dermaßen, dass er etwas ungehalten wird.
Ich stelle fest, dass Mittagszeit ist,
nachdem das Mädchen mich drauf aufmerksam macht, dass ihr Magen
knurrt. Unpassend. Ob man in dem Laden da essen darf, weiß ich bis
Heute nicht. Ist mir auch egal.Zum Wohle aller habe ich auf einer
Bank vor dem Seehundebecken sämtliche Snackerein aufgetischt, um
zumindest kurzzeitig für Zufriedenheit zu sorgen. Getrunken wird
auch . Alles super. Der Rest verläuft ganz unkompliziert: Wenn man
den Jungen unter den Armen festhält, und er seine Füße senkrecht
zur Glasscheibe aufsetzt und dann losläuft, hat er zumindest das
Gefühl er könnte die Glasscheibe hochklettern. So hangelt man sich
also von Becken zu Becken in der Hoffnung wenig Aufsehen zu
erregen......
und die Bilderbuchfamilie steht
irgendwo rum und bittet einen Mann ob er ein Familienfoto schießen
könne. Puh sind die ätzend.
Nach dem Besuch gehen wir die
Strandpromenade entlang. Der Junge wieder in dem Buggy , das Mädchen
nach wie vor zu Fuß. Jedoch stellt sich nach wenigen Metern( ca. 3 )
heraus, dass sie nicht mehr in der Lage ist zu laufen . Einerseits,
weil sie sooooo Hunger hat , aber andererseits, weil sie nach eigenen
Angaben einfach nicht mehr kann. Der Junge kann längst nicht mehr
(was auch immer) , jedenfalls schreit er.
Wir versprechen ein geeignetes
Restaurant zu suchen , um richtig zu essen. Die Suche gestaltet sich
schwierig, der Junge weint und das Mädchen lässt verlauten, dass es
Pipi müsse.
Der Papa erklärt, dass das kleine
Mädchen ausnahmsweise nun doch einmal in die Pampers machen darf,
die wir vorsorglich um gemacht haben. Das Mädchen verweigert dies.
Die erfolglose Suche und das Schreien
des Jungen bringen uns zu unserem Auto zurück. Der Hausstand und
Kinder werden eingeladen.
Der Plan: Ein Restaurant am Meer im
nächsten Dorf, ooooder aber eine berühmte Fast-Food-Kette
ansteuern.
40 Minuten Autofahrt können lang sein.
Im nächsten Dorf angekommen: Hausstand
ausladen, Kinder ausladen. Restaurant finden. Fertig.
Wir bestellen und setzen uns. Ich schau
mich panisch um. Tischdeko aus vielen kleinen Muscheln, eine
Glasflasche, Sand , Zeugs. Jaaaaa! Wir haben da so einen Jungen......
der klettert gerne ( auf Tische zum Beispiel ) und der spielt gerne
mit allem und macht auch viel kaputt.
Gute Tischdeko , denk ich mir.
Hübsch..... noch.
Und er gibt alles: Er klettert , er
zerrt, er reißt, er wehrt sich. Und ich ? Ich streng mich an. Es
dauert sehr lange bis das Essen kommt. Und in dem Moment wo es kommt,
drückt er die Windel voll und es stinkt erbärmlich. Ich muss ihn
wickeln. Jetzt, das weiß er, das weiß ich . Und während er die
Pommes vor sich sieht, nehme ich ihn und die Wickeltasche hoch und
trage ihn weg. Da er natürlich kurz vor dem Verhungern ist (denkt
er) , schreit er , als müsse er sterben. Na ? Bilderbuchfamilie!!!
Wo seid ihr?
Wollt ihr kurz kommen und lachen?
Ich wickele ihn, komm zurück , will
mich setzen und dann sagt das Mädchen: „ Ich muss mal.“
Bei der Toilette angekommen , erklär
ich ihr, dass es aber kein Töpfchen gibt und sie die richtige
Toilette benutzen muss.
Und auf einmal ist dieses kleine
Mädchen ganz groß , bejaht das Ganze und ich stelle etwas fest: Sie
hatte die ganze Zeit keine Windel an. Der Bilderbuchfamilie wäre das
natürlich nicht passiert, aber mir schon . Ich habe vergessen ihr
eine anzuziehen, obwohl sie mir sagte, dass sie beim Ausflug lieber
eine Windel tragen möchte, weil sie sich noch nicht auf die richtige
Toilette traut.
In diesem Moment war Alles wie
weggeblasen. Der Ganze Stress, die ganze Hektik, der ganze Trubel um
einen einfachen Ausflug. Mein Mutterherz war so voller Stolz und
Glück, dass dieser Tag mit all seinen Macken und Ecken und Kanten
perfekt wurde.
Wir gingen noch eine lange Strecke am
Strand und fuhren dann wieder heim und auch wenn der Junge manches
Mal weinte (Sonne blendete, Wind war kalt, Mama war nicht zu sehen,
Buggy nervt, Durst, Hunger,.....usw.) und das Mädchen den ganzen
Spaziergang getragen werden wollte, so war doch alles gut, …......
so wie es war.
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