Dienstag, 2. April 2019

Ein Ausflug mit zwei Kleinkindern oder : Wahnwitz die Zweite!



Wir machen total gerne Ausflüge, denn wir haben Spaß daran raus zu kommen und was zu sehen.
Mit einem Kind war das Ganze wirklich easy, mit einem Kleinkind und einem Baby auch. Das Baby fiel schließlich nicht auf und schlief , oder hing halt in der Trage und war zufrieden und Essen war schließlich ( Dem Stillen sei Dank) immer verfügbar. Alles lief immer super. Jetzt hat sich die Lage drastisch geändert.....wie ich feststellen musste. Die krankheitsbedingten ausflugsfreien Monate machten aus dem Baby ein Kleinkind und somit sind es zwei Kleinkinder und ein Ausflug mit zwei Kleinkindern: Puhhhh, nicht mehr so easy. Gaaaar nicht mehr so easy.

Zwischen dem Entschluss „Wir machen Heute einen Ausflug“ und dem tatsächlichen Beginn der Autofahrt lagen 1,5 Stunden. Nun gut, wir haben es ruhig angehen lassen, aber um ehrlich zu sein hätte ich nach den ganzen Vorbereitungen schon ein Nickerchen verkraften können:
Der Entschluss fiel am Frühstückstisch : Ans Meer sollte es gehen und vorher ins „Aquarium“.
Dann galt es den Frühstückstisch abzuräumen. Der Mann machte sich derweil auf, sämtliche Autositze in dem Auto zu montieren, mit dem es los gehen sollte. Der Kofferraum musste auch noch entrümpelt werden, damit genug Platz ist für den ganzen Kinderrümpel. Denn mit einem Kind oder gar zwei Kindern irgendwo hinzufahren ist wie ein Umzug. Der halbe Hausstand kommt mit und dann vergisst man doch noch die Hälfte.
Ich machte mich schließlich an das „Packen“ ! Wie sehr ich das hasse, aber nun gut .
  • Matschhosen
  • Gummistiefel
  • dickere Kleidung
  • Mützen
  • Wechselklamotten ( 3Hosen, 2 Pullover, 2 Paar Socken, 1 Body, 2 Schlüpfer, 2 Unterhemden.......Tasche voll)
  • Pampers
  • Feuchttücher
  • Wickelunterlage
  • 1 Buggy
  • 4 Getränke
  • eine Knabberbox
  • 2 Fruchtriegel
  • meine Handtasche ( den Inhalt dieser aufzuzählen lasse ich , aus Eigenschutz, besser bleiben)
  • Schnuller
  • Kuschelzeugs
  • Bücher für die Autofahrt
Fertig. Rückblickend habe ich beim Schreiben schon dieses beklemmende Gefühl Etwas vergessen zu haben. Einen zweiten Buggy zum Beispiel.
Wie dem auch sei: Der Kofferraum war voll. Und eine laaaaaange Weile später war ich dann auch startklar und dann waren auch die Kinder angezogen (Es ist total schön wenn ein Kind sich alleine anziehen kann, es daaaaaaaaaauert nur ewig und man braucht viel Geduld) und die Tiere bekamen noch was zu Essen und der Hund kam nochmal raus und dann konnte es schon losgehen.
Eine Stunde Autofahrt wartete auf mich und während ich ohne Kinder diese Zeit als Beifahrerin als magisch empfand , empfinde ich sie nun als …. nicht mehr so magisch. Eher das Gegenteil von magisch....
Wir fahren also los . Der Mann bemerkt ziemlich zügig, dass wir genau zur Schlafenszeit der Kinder beim Ausflugsziel ankommen werden. Panik macht sich in meinen Augen breit. An den Schlafenszeiten kratzt man besser nicht, das kann fatal enden.
Nach 5 Minuten Fahrt fragt die Tochter das erste Mal , wann wir da sein werden. Die Frage wiederholt sich innerhalb einer Stunde 48 Mal.
Dann folgen 3 Lieder, 10 Mal Trinkflaschen nach hinten reichen und wieder aufheben, Maisstangen nach hinten reichen, Bücher wieder aufheben, wieder 3 Lieder und während mein Nacken schon schmerzt vom vielen Umdrehen und Aufheben und Kinder bespaßen , merke ich wie ich müde werde und mit mir die zwei Kinder und zack.... sie schlafen. Ahhhhhh! Das ist nicht gut. Gar nicht gut. Schlafende Kinder zur falschen Zeit bedeutet Krieg.
20 Minuten später kommen wir an und müssen zwei Kinder wecken. Krieg! Ich sag es ja.
Und während wir unsere mauligen Kinder aus dem Auto buchsieren, steigt neben uns die klassische Bilderbuch-JackWolfskin-Allessoeinfach-Familie aus. Jung gebliebene, hippe Eltern mit ihren schnieken drei Kindern, alle gut drauf, alle bestens gekleidet und vor allem: Alle sauber. Bähhhhh!, die steigen aus ihrem super Schlitten , wo von Kinder-Müll und Keksresten so gar nichts zu sehen ist..... Die Situation lässt man besser unkommentiert.
Wir also rein in das Aquarium. (Nach dem der halbe Hausstand aus dem Auto geladen und mitgenommen wurde)Der Junge im Buggy, das Mädchen zu Fuß. 2 Minuten später ist der Junge nicht mehr im Buggy. Er zappelt sich von Becken zu Becken und versucht zu klettern. Ja so ist er eben. Die Tatsache, dass es sich an Glasscheiben schwer hochklettern lässt, erzürnt ihn dermaßen, dass er etwas ungehalten wird.
Ich stelle fest, dass Mittagszeit ist, nachdem das Mädchen mich drauf aufmerksam macht, dass ihr Magen knurrt. Unpassend. Ob man in dem Laden da essen darf, weiß ich bis Heute nicht. Ist mir auch egal.Zum Wohle aller habe ich auf einer Bank vor dem Seehundebecken sämtliche Snackerein aufgetischt, um zumindest kurzzeitig für Zufriedenheit zu sorgen. Getrunken wird auch . Alles super. Der Rest verläuft ganz unkompliziert: Wenn man den Jungen unter den Armen festhält, und er seine Füße senkrecht zur Glasscheibe aufsetzt und dann losläuft, hat er zumindest das Gefühl er könnte die Glasscheibe hochklettern. So hangelt man sich also von Becken zu Becken in der Hoffnung wenig Aufsehen zu erregen......
und die Bilderbuchfamilie steht irgendwo rum und bittet einen Mann ob er ein Familienfoto schießen könne. Puh sind die ätzend.
Nach dem Besuch gehen wir die Strandpromenade entlang. Der Junge wieder in dem Buggy , das Mädchen nach wie vor zu Fuß. Jedoch stellt sich nach wenigen Metern( ca. 3 ) heraus, dass sie nicht mehr in der Lage ist zu laufen . Einerseits, weil sie sooooo Hunger hat , aber andererseits, weil sie nach eigenen Angaben einfach nicht mehr kann. Der Junge kann längst nicht mehr (was auch immer) , jedenfalls schreit er.
Wir versprechen ein geeignetes Restaurant zu suchen , um richtig zu essen. Die Suche gestaltet sich schwierig, der Junge weint und das Mädchen lässt verlauten, dass es Pipi müsse.
Der Papa erklärt, dass das kleine Mädchen ausnahmsweise nun doch einmal in die Pampers machen darf, die wir vorsorglich um gemacht haben. Das Mädchen verweigert dies.
Die erfolglose Suche und das Schreien des Jungen bringen uns zu unserem Auto zurück. Der Hausstand und Kinder werden eingeladen.
Der Plan: Ein Restaurant am Meer im nächsten Dorf, ooooder aber eine berühmte Fast-Food-Kette ansteuern.
40 Minuten Autofahrt können lang sein.
Im nächsten Dorf angekommen: Hausstand ausladen, Kinder ausladen. Restaurant finden. Fertig.
Wir bestellen und setzen uns. Ich schau mich panisch um. Tischdeko aus vielen kleinen Muscheln, eine Glasflasche, Sand , Zeugs. Jaaaaa! Wir haben da so einen Jungen...... der klettert gerne ( auf Tische zum Beispiel ) und der spielt gerne mit allem und macht auch viel kaputt.
Gute Tischdeko , denk ich mir. Hübsch..... noch.
Und er gibt alles: Er klettert , er zerrt, er reißt, er wehrt sich. Und ich ? Ich streng mich an. Es dauert sehr lange bis das Essen kommt. Und in dem Moment wo es kommt, drückt er die Windel voll und es stinkt erbärmlich. Ich muss ihn wickeln. Jetzt, das weiß er, das weiß ich . Und während er die Pommes vor sich sieht, nehme ich ihn und die Wickeltasche hoch und trage ihn weg. Da er natürlich kurz vor dem Verhungern ist (denkt er) , schreit er , als müsse er sterben. Na ? Bilderbuchfamilie!!! Wo seid ihr?
Wollt ihr kurz kommen und lachen?
Ich wickele ihn, komm zurück , will mich setzen und dann sagt das Mädchen: „ Ich muss mal.“
Bei der Toilette angekommen , erklär ich ihr, dass es aber kein Töpfchen gibt und sie die richtige Toilette benutzen muss.
Und auf einmal ist dieses kleine Mädchen ganz groß , bejaht das Ganze und ich stelle etwas fest: Sie hatte die ganze Zeit keine Windel an. Der Bilderbuchfamilie wäre das natürlich nicht passiert, aber mir schon . Ich habe vergessen ihr eine anzuziehen, obwohl sie mir sagte, dass sie beim Ausflug lieber eine Windel tragen möchte, weil sie sich noch nicht auf die richtige Toilette traut.
In diesem Moment war Alles wie weggeblasen. Der Ganze Stress, die ganze Hektik, der ganze Trubel um einen einfachen Ausflug. Mein Mutterherz war so voller Stolz und Glück, dass dieser Tag mit all seinen Macken und Ecken und Kanten perfekt wurde.
Wir gingen noch eine lange Strecke am Strand und fuhren dann wieder heim und auch wenn der Junge manches Mal weinte (Sonne blendete, Wind war kalt, Mama war nicht zu sehen, Buggy nervt, Durst, Hunger,.....usw.) und das Mädchen den ganzen Spaziergang getragen werden wollte, so war doch alles gut, …......
so wie es war.


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