Samstag, 20. Juli 2019

"Nur" 1km bis zum Hundestrand




Sommerurlaub 2019,
Schillig,....SOMMER, 12 Grad(gefühlt -3), starker Wind, wolkig
Planung für den Nachmittag: Spaziergang zum 1km- entfernten Hundestrand
Eingeplante Zeit: 3 Stunden
Eingeplante Zeit für den reinen Aufenthalt am Strand: 30 Minuten.
Zeitplanung: Realistisch

Vorstellung der benötigten Dinge für das Vorhaben: Mama, Papa, Kinder, Hund, Bollerwagen
Tatsächlich mitgenommene Dinge ( Aufgeführt absteigend nach der Wichtigkeit, aus Sicht der Kinder) :
  1. Kind 1
  2. Kind 2
  3. 2 Schnuller
  4. 3 Kraken
  5. 2 Teddys
  6. 2 Puppen
Kurze Erläuterung: Das Mädchen brauchte schon immer gewisse Dinge bei sich. Wir fanden es schon lästig, dass sie stets zwei Kraken und einen Schnuller bei sich trug! Mittlerweile nimmt sie jedoch ihren ganzen Hausstand mit, wenn sie das Haus verlässt. Liebevoll fragen wir sie nun stets, ob sie ihr ganzes Gerümpel hat. Aktuell besteht sie darauf, dass zwei Kraken, zwei Teddys, zwei Puppen und ein Schnuller sie auf ihren Unternehmungen begleiten. BEI ALLEN UNTERNEHMUNGEN. Wenn Jemand also zum Beispiel mal im Einkaufsladen einem Mädchen begegnet, was einen extra Einkaufswagen voll mit Gerümpel schiebt, so handelt es sich um unsere Tochter.
  1. Mama
  2. Papa
  3. Bollerwagen
  4. Quietscheente
  5. Hund
  6. Schaufeln
  7. Eimer
  8. Trinken
  9. Schichi ( Eik-deutsch für Keks)
  10. Winterkleidung
  11. Ersatzkleidung
  12. Handtücher
Manch einer könnte sich nun die Frage stellen, was man bei winterlichen Temperaturen mit Handtüchern möchte?!
Die Antwort ist denkbar einfach :
Kleine Kinder+Wasser Schlick= Nasse, dreckige Kinder! Das weiß man, da sorgt man vor!

So. Die Planung steht, das Gerümpel ist weitestgehend zusammengepackt und ehe wir los können....müssen natürlich die Kinder angezogen werden. Das dauert bei Winterklamotten im Sommer genauso lange wie bei Winterklamotten im Winter, also sehr lange. Weitere, nicht unerhebliche Schwierigkeit:
Die Tochter sucht sich ihre Kleidung, auf eigenen, ausdrücklichen Wunsch neuerdings selbst aus und zieht diese auch an . Das daaaaaaauert. Aber hey, wenn man es weiß , plant man direkt 30 Minuten und einen Trotzanfall mehr mit ein und schon ist man auf der sicheren, gelassenen Seite.
Heute gibt es: Eine blau gepunktete lange Hose, darüber eine rosa gestreifte kurze Hose. Obenrum , ganz dezent einen hellblauen Pullover, darüber das weiss gepunktete Shirt mit dem lila Herzprint. Nun gut! Dazu Gummistiefel und eine lila Jacke mit bunten Punkten, sowie das Kopftuch mit den bunten Ananas drauf. Es ist... naja.... für die Augen kaum auszuhalten und mit Sicherheit nicht besonders schön aaaaber. Es ist ruhig. In Anbetracht des Durchsetzungsvermögens der Tochter, untermalt mit sehr schrillen Tönen, akzeptiert man die Kleidungswahl des Kindes lieber.
Der Junge ist da noch einfacher. Also nach ca. 35 Minuten geht es endlich los.
Leider hab ich bei dem ganzen Anziehen vergessen mich winterfest zu machen und stapfe los : Mit T-Shirt und Regenjacke. Das ist kalt und nicht schön . Aber nun denn, die Kinder sind warm angezogen: Halbe Miete! Reicht.
Viiiiiel Gerümpel im Bollerwagen, Kind 2 im Bollerwagen, Kind 1 läuft hochmotiviert neben her. Der Mann zieht das ganze... ich halte den Hund. Wir kommen recht weit. 50 Meter... dann lässt die Motivation der Tochter bereits spürbar nach. Weitere 50 Meter später, stellt sie fest, dass ihre kurze Hose über der langen rutscht. Sie fällt ihr in die Kniekehlen. Alle bleiben stehen. Ich behebe das Problem zum ersten Mal. 5 weitere Male sollen folgen.
Der Junge nutzt den Stand seines rollenden Untersatzes, um den Sprung in die Freiheit zu wagen. Er klettert raus. Naja nur zu 75% , dann beginnt er zu schreien, weil er offenbar festhängt. Wir verhelfen zu den restlichen 25 %. Der Junge läuft nun , wie seine Schwester, alleine. So ca. 20 Meter. Dann sieht er eine Eeeentä (Eik-deutsch:Möwe) und kommt dezent vom Weg ab. Alle Überredungsversuche, ihn wieder auf die richtige Spur zu bekommen, scheitern. Der Mann rennt hinterher und fängt ihn ein. Er setzt ihn zurück in den Bollerwagen. Das wird mit Weinen und viel Wut quittiert. Wir wollen weitergehen. Das Mädchen ist mit der Hose beschäftigt und lässt verlauten, dass sie nicht mehr gehen könne. Sie will in den Bollerwagen. Ok. Kind 1 zu Kind 2. Dazu eine Menge Gerümpel. Zwei Kinder schreien. Oh weh. Die Winterjacke des Mannes berührt den Sohn. Er wird sauer , schreit und schmeißt die Jacke über Bord. Ich hebe sie auf und wickele sie dem Mann um die Hüfte. Die Tochter findet, dass der Rucksack im Wagen stört. Ich setze ihn auf meinen Rücken . Wir laufen.....
Kurz.
Der Hund erledigt sein Geschäft. Alle stehen. Der Junge beginnt herauszuklettern. Ich fange ihn auf und setze ihn wieder hin.Schreien. Die Karawane zieht weiter.
Wir kommen richtig , richtig gut voran. Ca. 300 Meter. Der Mann ist gar euphorisch und schmettert mir ein „ Siehst du , klappt doch richtig gut mit dem Bollerwagen, wenn man es nur öfter macht.“ , entgegen.
Wir gucken uns an und müssen beide lachen.
Wenige Sekunden später.... erklärt die Tochter, dass sie lieber alleine laufen will. Wir heben sie raus . Sie läuft, verliert die Hose , ich helfe usw. usw.
Der Junge ist sauer, dass das Mädchen läuft , er will auch . Ok. Beide laufen. Ich weiß nicht, in welchem Moment ich auch den Bollerwagen übernommen hab, jedoch spitzt sich die Lage zu als ich feststelle, dass ich links den Hund und Kind 2 an der Hand halte, während ich rechts den Bollerwagen ziehe und Kind 1 plötzlich die Hose verliert.
Da fragt man sich . Wo ist der Mann? Ah , ich seh es . Er läuft 50 Meter vor uns und raucht ne Zigarette. Ohhh, das würde ich jetzt auch gern tun. Geht gar nicht. Hab ja keine Hand frei. Hmm.
Ich rufe den Mann, er eilt herbei. Hose hoch, Bollerwagen an seine Hand. Weiter geht’s.
10 Meter. Die Kinder wollen Bollerwagen fahren.
Die Tochter eröffnet uns , dass sie Pipi müsse.
Kein Problem. Auf dem Weg zum Strand kommt noch ein Toilettenhäuschen. Das dauert zwar, erledigen wir aber mit Bravour.
Der Junge fordert erst seinen Schnulli und dann einen Schichi. Wieder Stillstand. Ich wühle stundenlang im Gerümpel, bis ich fündig werde. Als es gerade weitergehen soll, erklärt die Tochter, dass es unfair sei, dass nur ihr Bruder einen Schichi bekommen hat, sie habe schließlich auch Hunger. Wieder wühle ich in den Bergen des Bollerwagens. Ich werde fündig. Beide Kinder essen! Wir machen Strecke. Richtig Strecke!!!! Als Keks 1 auf ist, schiebe ich beiden Kindern Keks 2 in den Mund. Ahhh. Das läuft mit. Keks 3 ! …... wir sind fast da! Jetzt geht es in den Endspurt. Der hat es in Sich. Ein Weg aus hohem, feinen Sand, durch Dünen. Traumhaft.
Allerdings auch traumhaft schwer …. einen Bollerwagen mit zwei Kinder und nem Haufen Zeugs da durch zu ziehen. Ich sehe den Mann schnaufen, schwitzen, prusten. Wir kommen voran Zentimeter für Zentimeter. Ich weiß was gleich kommt und mir graut es jetzt schon davor: Noch 50 Meter schwer begehbarer Sand. So schwer begehbar, dass der kleine Junge auf seinen wackeligen Beinen gar nicht hindurch kommt und GETRAGEN werden müsste!....von mir.
Ich mache die Augen zu. Ich hab Angst, wann der Mann die Worte sagt.......
Und dann passiert ist:
„ Soooo, alle aussteigen!“
Nun gut. Noch 50 Meter. Das Meiste haben wir nun wirklich geschafft. 1,5 Stunden sind rum 950 Meter haben wir geschafft......
Das Mädchen geht, der Hund ist irgendwo, Der Mann zieht den Bollerwagen und ich ? Ich trage den Jungen.
50 Meter ….. gaaaaaar kein Problem.

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